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Forum: Die Gesellschaft
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mehr-demokratie-wagen.de Forum Index >> Die Gesellschaft >> Kindesmissbrauch lebt von der Tabuisierung

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1. revolutionsound, 22.08, 18:33 (Start) 
  2. Bodo, 23.08, 01:29 (1) 
    3. revolutionsound, 23.08, 13:22 (2) 
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        10. Sonnenblume, 29.08, 16:02 (9) 
11. revolutionsound, 30.08, 01:55 (10) 
  12. Sonnenblume, 04.09, 13:58 (11) 
    13. revolutionsound, 06.09, 00:15 (12)  *
      14. Sonnenblume, 09.09, 18:45 (13)  *
        15. revolutionsound, 09.09, 23:53 (14) 

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Angezeigtes Thema: 'Kindesmissbrauch lebt von der Tabuisierung'
Beitrag Nummer 13 plus eine Antwort

Legende:  - Infos zur Person  - E-Mail  - Homepage öffnen  - Editieren  - Antworten  - Antw. ohne Zitat
Von: revolutionsound (Rang: Moderator)   Beiträge: 3739
Mitglied seit: 18.02.2002
Geschrieben am: 06.09.2002 um 00:15 (2040 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Am 2002-09-04 13:58 hat Sonnenblume geschrieben:

Am 2002-08-30 01:55 hat revolutionsound geschrieben:

Meine Erfahrungen und Informationen um Thema Aufarbeitung und Heilbarkeit der Täter (habe im stationären therapeutischen Bereich mit Pädophilen und Persönlichkeitsgestörten gearbeitet): Es kommt auf die Ursache für den stattgefundenen Kindesmissbrauch an. Die "echte" Pädophilie (als Krankheitsbild) ist nicht wegzutherapieren, nicht durch Psychotherapie, nicht durch Medikamente und schon gar nicht durch Kastration. Was durch die Psychotherapie erreichbar sein kann, ist eine Einsicht in das Fehlverhalten, eventuell können Verhaltensstrategien erlernt werden, die verhindern, dass die Täter wieder tätig werden müssen. Sie werden aber immer pädophil bleiben, d.h., sie können mit gleichaltrigen Partnern gar nichts anfangen.

Heisst das: sie können kein Schuldgefühl entwickeln?

So in etwa. Wer kann sich für seine Triebe und Gefühle schon wirklich schuldig fühlen (wer ehrlich ist: niemand; also was hindert uns an der Auslebung?)? Ein echtes Schuldbewusstsein (also ein Rechtsempfinden für gesellschaftliche Grenzen) muss erst geweckt und antrainiert werden, aber es reicht ja häufig nicht aus, nur zu WISSEN, dass etwas verboten ist. Wir WISSEN auch, dass es verboten ist, bei Rot über die Ampel zu fahren, aber wir haben's halt ziemlich eilig und überhaupt... wir passen schon auf... und gesehen hat's ja auch keiner... im Prinzip ist es nie passiert.

Es gibt Anlaufstellen, die sich darauf spezialisiert haben, so etwas wie Schuldgefühl in irgendeiner Form aufzubauen.

Es ist ein wichtiger Lernprozess, sich selbst realistisch wahr-zu-nehmen (Wann überschreite ich die Grenze?) und dann natürlich Strategien zur Selbstkontrolle zu erlernen.

Wie schaut ein 'Positivbeispiel' aus? Wie vertritt die betroffene Person selbst seine Erfahrung und Selbstreflexion nach Aussen?

[Täter]
Haben denn die Täter eingestanden, dass sie missbrauchen? Wie würdest du die Personen einordnen, die nichts zugeben und nichts eingestehen?

Rein intuitiv: Als unheilbar gestört und potentiell immer gefährlich, weil unberechenbar. Aber vielleicht bin ich ein wenig desillusioniert und irgendwer hat das Patentrezept zur "Heilung" schon längst in der Tasche... die Amerikaner setzen auf Demütigung und Wegsperren bis zum Lebensende - und wer will es ihnen verdenken, angesichts dem unendlichen Leid der unschuldigen Opfer? Da denkt man nicht gerne drüber nach, dass die Täter selbst meist Opfer waren. Emotional ist das eine ständige Gratwanderung.

Wie erklärt man die Divergenz, wenn zwei Personen auf gleiche Art missbraucht sind: die eine Person missbraucht, die andere arbeitet später auf dem Gebiet der Prävention und kommt nicht einmal auf die Idee, selber zu missbrauchen?

Die Täter der zweiten Kategorie gestehen ein - oder leugnen den Missbrauch, oft je nachdem, wie sie einschätzen, womit sie besser fahren. In der JVA genau wie in der Forensik stehen sie (die Kinderschänder) in der Rangliste der Mitgefangenen/Mitpatienten auf der alleruntersten Stufe - sie werden verachtet, nicht ernst genommen, seelisch und wahrscheinlich auch oft körperlich misshandelt (geschlagen). Natürlich geben sie ihre Tat nicht vor den anderen zum Besten, aber fast immer kommt heraus, warum sie verurteilt wurden. Könnte man meinen: Gerechte Strafe! Aber im Grunde genommen macht das nichts besser, eher schlechter. Denn genau das ist es, was diese Menschen ihr Leben lang erfahren haben - und was sie dazu veranlasst, vor anderen Menschen (und vor sich selbst) keine Achtung zu haben und somit immer wieder Schwächere (insbesondere Kinder) zu missbrauchen.

Entscheidend ist also sehr stark, wie die Erlebnisse verarbeitet werden: mit entscheidenden Auswirkungen auf die Persönlichkeit und damit verbunden die Werte, das eigene Handeln.

Bei den Therapeuten wird die Tat natürlich zugegeben und Mitarbeit gelobt, um weiterzukommen, Lockerungen zu bekommen etc. und wieder in Freiheit zu gelangen. Ob die Mitarbeit jedoch ehrlich ist oder lediglich reine Anpassungsleistung, ist nicht wissenschaftlich zu belegen, es bleibt der Einschätzung der Therapeuten überlassen. Auf lange Sicht muss in Lockerungen erprobt werden, ob ein Täter rückfällig wird, oder nicht.

Gruß,
Sonnenblume

Auf ein Phänomen stösst man im sozialen Bereich (und auch in anderen Bereichen) immer wieder: Täter haben Positionen oder Stellen in Organisationen inne, die sich mit der Problematik auseinandersetzen, obwohl sie selber Quelle des Problems sind. Wie kann man damit umgehen? Beispiel: Krumme 13

Gruß
revolutionsound

_________________
Die Justiz der Justiz ist das Volk.

[ Geändert von revolutionsound am 06.09.2002 ]

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Antworten:
Von: Sonnenblume (Rang: Neuling)   Beiträge: 12
Mitglied seit: 13.06.2002
Geschrieben am: 09.09.2002 um 18:45 (1989 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Am 2002-09-06 00:15 hat revolutionsound geschrieben:

Heisst das: sie können kein Schuldgefühl entwickeln?

So in etwa. Wer kann sich für seine Triebe und Gefühle schon wirklich schuldig fühlen (wer ehrlich ist: niemand; also was hindert uns an der Auslebung?)? Ein echtes Schuldbewusstsein (also ein Rechtsempfinden für gesellschaftliche Grenzen) muss erst geweckt und antrainiert werden, aber es reicht ja häufig nicht aus, nur zu WISSEN, dass etwas verboten ist. Wir WISSEN auch, dass es verboten ist, bei Rot über die Ampel zu fahren, aber wir haben's halt ziemlich eilig und überhaupt... wir passen schon auf... und gesehen hat's ja auch keiner... im Prinzip ist es nie passiert.

Es gibt Anlaufstellen, die sich darauf spezialisiert haben, so etwas wie Schuldgefühl in irgendeiner Form aufzubauen.


Schuldgefühl auf Bestellung? Da fällt mir spontan nur die katholische Kirche ein.
Aber ernsthaft: Obwohl mir dahingehend die Erfahrung fehlt, kann ich mir kaum vorstellen, dass diese Anlaufstellen viel zu tun haben. Hast Du da mehr Informationen?

Es ist ein wichtiger Lernprozess, sich selbst realistisch wahr-zu-nehmen (Wann überschreite ich die Grenze?) und dann natürlich Strategien zur Selbstkontrolle zu erlernen.

Wie schaut ein 'Positivbeispiel' aus? Wie vertritt die betroffene Person selbst seine Erfahrung und Selbstreflexion nach Aussen?

Oh je, ein Positivbeispiel. Mir fällt eigentlich nur ein einziges ein. Nach aussen war der Mann (ein schlichtes Gemüt) immer sehr darauf bedacht, zu demonstrieren, wie gut er sich unter Kontrolle hat. Begegneten wir im Freigang Kindern, resümierte er dies später stets mit der Bitte um Beurteilung, ob er sich den Kindern gegenüber korrekt verhalten hat - war immer der Fall. Das (finde ich) ist schon ein kleiner Erfolg, weil er sich der für ihn gefährlichen Situationen bewusst war, er nahm sie wahr und konnte dies äussern und kontrollierte sich somit selbst. Natürlich wollte er dafür auch was zurück (Bestätigung etc.) - eben ein richtiges Training.

Wie erklärt man die Divergenz, wenn zwei Personen auf gleiche Art missbraucht sind: die eine Person missbraucht, die andere arbeitet später auf dem Gebiet der Prävention und kommt nicht einmal auf die Idee, selber zu missbrauchen?

Ich habe dazu lediglich eine Meinung, keine Erklärung: Wir begeben uns im Leben immer wieder in vertraute Situationen, weil wir uns da sicher fühlen - obwohl wir das nicht wirklich sind. Die anerzogenen Reaktionsmuster können wir nicht einfach überwinden, nur weil uns ein Psychologe sagt, dass es falsch ist. Nicht mal, wenn wir es einsehen, weil wir es selbst erfahren haben, können wir das ändern. Beste Beispiele findet man bei der Partnerwahl (unzählige Frauen, die erfahren haben, wie ihr Vater die Mutter schlug, leben später in genau der gleichen Situation - und halten das aus).
Die anderen Personen, die später auf dem Gebiet der Prävention arbeiten etc., haben sich (vielleicht aufgrund genügender gesunder Eigenanteile? sicher hat auch Intelligenz damit zu tun;) erfolgreich selbst überwunden, sie leben nicht mehr passiv in ihrer vertrauten Missbrauch-Situation. Aber immerhin kommen sie auch nicht ganz davon weg, sie beschäftigen sich mit dem, worin sie sich auskennen und erhalten Bestätigung dafür. Eine gute Lösung, wahrscheinlich.

Entscheidend ist also sehr stark, wie die Erlebnisse verarbeitet werden: mit entscheidenden Auswirkungen auf die Persönlichkeit und damit verbunden die Werte, das eigene Handeln.


Ja, so sehe ich das auch. Und wie Erlebnisse verarbeitet werden, lernen wir erstmal von unseren Eltern.

Auf ein Phänomen stösst man im sozialen Bereich (und auch in anderen Bereichen) immer wieder: Täter haben Positionen oder Stellen in Organisationen inne, die sich mit der Problematik auseinandersetzen, obwohl sie selber Quelle des Problems sind. Wie kann man damit umgehen? Beispiel: Krumme 13

Liegt wahrscheinlich an der grundsätzlichen Persönlichkeitsstruktur der Mitarbeiter im sozialen Bereich. Ich glaube längst nicht mehr an den Altruismus des Menschen.
Wie man damit umgehen kann? Ganz provokativ: Frauen in die höheren Positionen! Und am höchsten die, die sich nicht darum bemühen. Keine Angst, das hat keinen emanzipatorischen Hintergrund, sondern ist das Ergebnis sozialer Erfahrungswerte. Täter sind fast immer Männer. Und das liegt nicht an der biologischen Daseinsform, sondern am geknickten Rollenbild des Mannes: es geht bei alledem, worüber wir uns unterhalten, hauptsächlich um die Ausübung von Macht. Je weniger Sebstbewusstsein in der eigenen Rolle - desto mehr Macht und Bestätigung braucht man(n), um sein zu können, was man(n) will. Und im sozialen Bereich hat man(n) meiner Meinung nach besonders leichtes Spiel, weil da sehr viele Frauen mit Helfer-Syndrom arbeiten, die sich mit ihrer Rolle mehr als zufrieden geben und froh sind, wenn jeman(n)d den Chef "spielt".

Gruß,
Sonnenblume


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Hausmann, M.

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