Wann geht die Deutsche Autoindustrie den Bach hinunter ?
Datum: Montag, 09. August 2010 um 11:01
Thema: Herausforderung: Globalisierung


Eigentlich wollte ich Erfahrungen über unser Auto festhalten, es entwickelten sich aber zwangsläufig Gedanken über unsere Zeitgenossen.

Warum sind Deutsche hervorragende Taktiker, Bastler, Fummler aber haben den Begriff Strategie noch nie verstanden, denken selten über den Tellerrand hinaus und haben so natürlich auch den 2. Weltkrieg verloren. Mag sein, dass sie mehr auf Vorsehung, göttliche Fügung hoffen und bequemer weise mit religiösen Scheuklappen durch den Tag duseln.
Mercedes hatte für mich als Autoentwickler mit 38 Berufsjahren einen begründeten Mythos. Die machen alles richtig, mancher von Ihnen hatte den Begriff „Made in Germany” auf der Stirn eingebrannt. Wenn ich exakte Laborerfahrung brauchte rief ich lieber bei Herrn Walter an statt mich an unsere Dilettanten zu wenden.

Nun zeigte die Klimaanlage des 17 Jahre alten W 124 Mucken. Das teure 134a schlich von dannen. Mit ungeeigneten Testmethoden ausgestattete Fachwerkstatt fand trotzdem nach langer Zeit das Loch im Verdampfer. Ich ahnte Schlimmes als mir der Meister erklärte er wolle die Reparatur nicht durchführen. Herausgefordert durch jahrzehntelange Erfahrung auf dem Fachgebiet Klimatisierung und Instrumententafeln gab ich nicht auf und beschloss die Reparatur selbst durchzuführen. Auch der Aus- und Einbau der Instrumententafel kostet bei Mercedes allein € 1.200. Ich dachte: werde ich sehen. Nun schraubte und steckte ich in ruhiger Art alles auseinander, wechselte den total vergammelten Verdampfer und setzte alles wieder zusammen. Nicht zu vergessen, vieles klemmte und konnte nur mit brachialer Gewalt bewegt werden. Inzwischen ist eine gute Woche vergangen! Ziemlich häufige Überraschungen: die Befestigungselemente hatten keinerlei Ausgleich gegen Setzen der Kunststoffteile, waren auch nicht selbstsichernd sondern schlicht Gelump, das eigentlich in einem schüttelnd und zitternden Fahrzeug nichts zu suchen hat, sondern bestenfalls im Wohnzimmer angebracht wäre. Viele Dichtungen und Antiquietschstreifen waren aus dem durch Sauerstoff von allein zerfallenden Schnittschaumstreifen aus Polyäther/Polyester.
Das Klimagerät des Haus- und Hoflieferanten Behr ist ein Alptraum. Aus „1000” Eimzelstückchen geclipst und geklebt, noch ein paar Angstschräubchen dazwischen. Als strömende Luft würde ich vor Turbulenz schwirren und mich wegen der Strömungsformen übergeben. Von geräuscharmer Strömungsform ist keine Spur zu finden. Um wie viel besser sind da Harrison von GM, Ford USA oder erst Hitachi in Japan. Die Behr/ Mercedes-Anlage ist ein Flickwerk aus zusammengesetzten Zigarrenkistchen.
Ein drittklassiges Meisterwerk sind die Wärmetauscher aus Aluminium. Ich weiss, Al ist leicht und in chemisch reiner Form, wie bei den Baumustern, auch korrosionsbeständig. Leider wird in der Serie Recycling-Material mit viel Cu und Fe Verunreinigung verwendet und dann ist der Teufel los.
Steckt man wie beim Verdampfer auch noch Kupferröhrchen in das Alu, in einer ewig feuchten auch salzigen Atmosphäre, mit einem dicken Belag aus Haaren, Fasern, Bakterien und Pilzen so ist das baldige Ende von Material und Insassen vorhersehbar.
Ein Verdampfer gehört regelmäßig gereinigt, am besten abgesaugt und gespült damit auch der Niederschlag aus ätherischen Ölen, sprich Schweiß und Dieselabgasen keinen Nährboden für die Bakterien bildet. Ein Pollenfilter hilft da gar nichts. Gute Entwickler haben das bedacht und ein leichter Reinigungsvorgang von außen ist kein Problem.
Ein andere Frage ist wie Mercedes mit den Kosten solcher Fleckerlteppiche klar kommt. Seit dem der Flugzeugbauer Saab (900) anfing mit modulem Aufbau größerer Baugruppen, die in günstigster, ergonomischer Weise außerhalb des Fahrzeugs zusammengesetzt und geprüft werden und ein Roboter manövriert sie dann komplett in das Fahrzeug ( Instrumententafel, Träger, Airbags, Kombigerät, Klimaanlage, Lenkung, Pedalerie, Handschuhkasten, Kabelbäume, Sicherungen...)
Inzwischen hat auch Mercedes dazugelernt aber nicht so viel, dass es nichts mehr besser zu machen gäbe. Ein- oder Ausbau sollte eine Werkstatt in längstens einer halben Stunde fertig bringen. Das Gleiche gilt natürlich auch für Motor, Getriebe, Vorder- oder Hinterachse, Schiebedach, Türen usw.
Deutsche Berechtigung zum Slogan „beste Autos der Welt” kann nur durch strategische und taktische Meisterleistung gepaart mit Gefühl für Ästhetik und Kundenwunsch erreicht werden.
Nicht motivierte Ingenieurbüros mit Ingenieuren, die von Markenfirmen wegen schlechter Zeugnisse abgelehnt werden, Fremdvergabe an anonyme Zulieferer, Verlagerung in Billiglohnländer, Migranten-Sklaven an den Bändern ruinieren systematisch unseren Ruf.
Damit geht die Autoindustrie den gleichen Bach hinunter wie die Foto-, Film-, Video-, Phono-, Fernseh-, Haushaltwaren-, Schiffsbau-Industrie. Die Deutschen Auto-Medien sind nicht objektiv, weil sie der Autoindustrie gehören, von ihnen dominiert und korrumpiert werden. Von unseren Regierungen, sprich Parteien brauchen wir keine Hilfe erwarten. Sie sind so dumm, dass sie brummen. Denken Sie einmal an Solarenergie, grundsätzliche Erpressbarkeit auf dem Energiesektor, Euphorie mit Batterie- und Elektroantrieb. Immer unter dem Gesichtspunkt der Absolutwerte und der prozentualen Wirkungsgrade und der Relation Kosten / Nutzen. Leider scheinen unsere Medien von Sensations-, Blut- und Lust-Loveparadeköpfen bestückt zu sein wie die Listen-gesetzten Berufs-Parteigrößen. Die naturwissenschaftlichen Fächer hatten sie im Abi abgewählt. Wir Deutschen müssen uns selbst aus dem Dreck ziehen !

Mit freundlichen Grüßen

Hanjörg Pabst






Dieser Artikel kommt von mehr-demokratie-wagen.de
http://www.mehr-demokratie-wagen.de

Die URL für diesen Artikel ist:
http://www.mehr-demokratie-wagen.de/article.php?sid=296