Konzerte sollen die Welt verändern
Datum: Dienstag, 05. Juli 2005 um 01:36
Thema: Demokratie live: Aktionen


Ist das legendäre Woodstock-Festival nun endgültig in den Schatten gestellt? Gleich zehn Orte wurden Schauplätze der größten Konzertkette der Geschichte, dem Live-8. Wie aus einem Akkord schallte es, dass die Armut Geschichte werden sollte. Doch seitdem die Konzerte stattgefunden haben, vor wenigen Tagen, ist die Armut bestimmt gestiegen.

Welche Zusammenklänge folgen nach diesem Happening? Wenn die Veranstalter einige hundert Menschen sensibilisiert haben, dann haben sie schon viel erreicht. Doch die Entwicklungshilfepumpen höherzustellen und die Zukunfts Afrikas plakativ in die Hände der G8 anzubefehlen, die Schulden ohne Wenn und Aber zu streichen, sind Simplifizierungen, jedoch keine Lösungen.

Wie die Denkweise der Veranstalter ist, veranschaulicht nur zu gut die Auswahl der Konzertorte. Ganz zuletzt schaffte es Johannesburg auf die Liste und die Gelegenheit war geboten, dass sich tatsächlich afrikanische Künstler um das Wohl des afrikanischen Kontinents bemühen durften. Ja, und warum hatten sie dazu eigentlich kaum in Europa, Asien und Amerika Gelegenheit? Ohne afrikanischen Ursprung keine Destiny's Children. Wäre es nicht eine großartige Möglichkeit gewesen, Afrika ein wenig näher zu bringen? Nun bleibt es der ferne und fremde Kontinent, der so arm ist und voller Probleme steckt.

Lasst doch mal die afrikanische Musik die europäischen und amerikanischen Märkte überschwemmen. Warum nicht afrikanische Mode auf den Konzerten anbieten? Ist doch passend, auf der Nordhalbkugel haben wir gerade Sommer. Wo wurden denn die Aktions-T-Shirts hergestellt? Wir wollen die Almosengeber sein und uns gleichzeitig vor den Empfängern schützen. Dieser Semipermeabilität verdankt Afrika doch zum großen Teil seine Armut!

Ausserdem wird man den Verdacht nicht los, dass die Großen des Musikgeschäfts diese Aktion genutzt haben, um sich selbst zu zelebrieren. Aber Afrika zu helfen bedeutet, sich Afrika zu öffnen und seinen Gütern. Auch seiner Musik. Afrikas Künstler zu feiern, dass hätte gutgetan und zu mehr Selbstbewusstsein geholfen, es hätte die Aussage gehabt, dass Potential in den Menschen Afrikas selbst steckt.

Doch um die Anerkennung kommt man nicht herum: die Showgrößen mobilisieren Massen und man kann sie ganz gewiss nicht als politisch unbedeutend abtun. Einige von ihnen sitzen mittlerweile an Verhandlungstischen und haben zumindest mal Kontakt zu den höchsten Riegen der Politik. Möglicherweise gelangen einige von ihnen in den kommenden Dekaden genau dort hin.

Aber noch sind sie in erster Linie Musiker. Weswegen sind die Fans zu den Konzerten gekommen? Sie wollten vor allem Unterhaltung und ihre Sternchen sehen. Die Showgrößen mussten sich bestimmt anstrengen, dass die Gedanken der Fans tatsächlich mal nach Afrika wanderten, während sie den Stars und Celebrities zujubelten. Die Aussage ist, dass Politik Spass machen kann. Für das Demos ein Luxus. Und vielleicht würde manch Politiker gerne in den Genuss kommen, den diese Stars haben: eine Menge, die einen zwei Stunden lang feiert.





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