Angezeigtes Thema: 'Fussball als Wahlkampfthema?'
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Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 06.04.2002 um 11:11 (3494 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Brauchen wir Bundesbürgschaften für darbende Fussballvereine?
Offenbar ein Thema von ungeahnter Wichtgkeit fuer die nationale Politik. Die Regierung hat sich zuerst zu Wort gemeldet und sich damit einen Platz am Pro-Tisch reserviert. Folglich ist die Union dagegen (Bayern München ist wohl auch kaum einer der Vereine die von der Pleite bedroht sind).
Die Rollenverteilung überrascht mich ziemlich. Waere Fussball doch ein vorzuegliches Thema fuer populistische Aktionen und damit fuer Herrn Stoiber. Ich sah schon ein Bild von Hinze vor mir, der mit Traenen in den Augen Hansa Rostock den Ball zum letzten Anstoss reicht und anklagend auf die zusammengekauert an der Stadionwand aufgereihte Bundesregierung weist.
Wie waere wohl die Rollenverteilung, wenn die Union zuerst ein Micro erwischt haette?

Wieviele Milliarden der Kirch-Schulden stammen überhaupt aus dem Kauf von Fussballrechten? Da haben sich die Vereine lange Zeit am Poker der Fernsehsender um die Senderechte gütlich getan.

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Seelig sind die, die da arm an Geist sind, denn sie werden sich Christlich Soziale Union nennen.

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Von: huflaikhan (Rang: Regular)   Beiträge: 111
Mitglied seit: 09.02.2002
Geschrieben am: 07.04.2002 um 23:42 (4779 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Hallo Moderator, (der Pinguin geht an KG

Am 2002-04-06 11:11 hat Bodo geschrieben:
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Die Rollenverteilung überrascht mich ziemlich. Waere Fussball doch ein vorzuegliches Thema fuer populistische Aktionen und damit fuer Herrn Stoiber. Ich sah schon ein Bild von Hinze vor mir, der mit Traenen in den Augen Hansa Rostock den Ball zum letzten Anstoss reicht und anklagend auf die zusammengekauert an der Stadionwand aufgereihte Bundesregierung weist.
Wie waere wohl die Rollenverteilung, wenn die Union zuerst ein Micro erwischt haette?

Das ist in der Tat eine gute Frage. Ich habs eigentlich auch nicht verstanden, dass der Herr Steuber sich gegen gestoibert hat. Und das Bild mitm Hintze hätte ich mir auch gut vorstellen können. Protestantisch-pastoral natürlich.

Wieviele Milliarden der Kirch-Schulden stammen überhaupt aus dem Kauf von Fussballrechten? Da haben sich die Vereine lange Zeit am Poker der Fernsehsender um die Senderechte gütlich getan.

Letzteres versteht daher auch niemand. Ich ja auch nicht. Gerade auch, wenn man das Gerangel um die Rechte für die WM im Fernen Osten und später hier mitbekommen hat. Nun: Kirch hat sich gründlich verspekuliert und auch einfach zu hoch gepokert und politisch auf den alten Rübenacker gesetzt. Was noch kommen könnte, ist allerdings auch nicht viel besser. Die Mediensäcke von Berlusconi bis Murdoch warten ja nur, bis des Kadaver richtig modert. Und im Notfall kommt ja noch Springer dazwischen, weil Bertelsmann ja nicht mehr darf (aus katellrechtlichen Gründen). Tja so kanns kommen.

Nun der Stoiber wirds nicht zulassen können mit den Pleiten in Bayern, denn das wäre ja schröcklich für sein Bild des Supermanns. Und außerdem ginge es dann ja auch der CSU-Bank nicht gut und das halbe bayerische Kabinett käme ins Gerede, weil die in den Banken ja drin hocken.

Was auch nur zeigt, dass es meistens um die Haut und die Ehre geht, aber nicht um die Inhalte - und oh Wunder - dafür ist Fussball dann auch wieder gut - horribile dictu. Denn da zeigt der Stoiber eben, dass er kein "populist" ist. Ist das nicht schön?

Da staunt man nicht schlecht.

Huflaikhan

Ach so: Wie viele Millionen da drin stecken: Ich weiß das auch nicht ;-(


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Von: Kunstguerilla (Rang: Moderator)   Beiträge: 508
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 08.04.2002 um 13:18 (4778 mal angezeigt)   ( 2. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
So, liebe Leut', als wohl einziger echter Fußballfan [tm] in diesem Dialog möchte ich einmal einschreiten

Am 2002-04-06 11:11 hat Bodo geschrieben:
Brauchen wir Bundesbürgschaften für darbende Fussballvereine?

Jein, gehen wir vom GAI (= Größte Anzunehmende Insolvenz) aus, wäre zu überlegen, ob man kleinen Vereinen, deren Gesamtbudget sich großen Teilen aus den Kirchmillionen rekrutieren (z. B. SC Freiburg = 55 %), ein - zwei Monate mit Bürgschaften aushilft. PUNKT.

Die Berichterstattung zum Thema ist schon ein wenig erstaunlich, zumal aus der Berichterstattung über die bevorstehende oder kaum noch abzuwendende Pleite eines Teiles des gesamten Kirchfirmenkomplexes ein Thema über den deutschen Fussball wurde.

Offenbar ein Thema von ungeahnter Wichtigkeit fuer die nationale Politik.

Eigentlich überhaupt nicht. Zum Thema mit Wichtigkeit wurde es durch die Medien. Das Thema "Bundesliga" wäre harmlos, treibt aber seltsamste Blüten im Zusammenhang mit Kirch. Schon fordert "man" öffentlich, die Großverdiener der Branche sollten auf Teile ihres horrenden Gehalts verzichten. Pourquoi? Ein Herr Kahn verdient 5 Mio. EUR brutto jährlich, unterliegt dem Spitzensteuersatz von 48% und zahlt demnach monatlich ca. 200.000 EUR an den Fiskus, dessen Einnahmen wiederum allen zugute kommen. Er könnte statt dessen ja auch für Real Madrid das Tor hüten, erhielte dann 30 Mio. EUR per anno und davon sähe die Allgemeinheit hier keinen Cent. Weshalb also die Aufregung? Und das ja nur ein Aspekt der Problematik "Spielergehälter", einmal ganz davon abgesehen, dass es unwahr ist, wie von der Presse kolportiert, mit den in Erwägung gezogenen Bürgschaften würden die Einkommen der Fussballspitzenverdiener bezahlt.

Die Regierung hat sich zuerst zu Wort gemeldet und sich damit einen Platz am Pro-Tisch reserviert.

Es hat sich Herr Clement aus NRW und ein Staatssekretär, dessen Namen ich im Moment vergessen habe, aus dem Bundeswirtschaftsministerium dazu gemeldet bzw. den Vorschlag kolportiert.

Folglich ist die Union dagegen (Bayern München ist wohl auch kaum einer der Vereine die von der Pleite bedroht sind).

Wohlgemerkt: Von einer Kirch-Pleite ist kein einziger Verein wirklich bedroht. Für einige wenige finanzschwache Vereine könnte sich für zwei, drei Monate ein Finanzengpass ergeben und nur dazu wären die Bürgschaften gedacht.
Und der FC Bayern München wäre tatsächlich kaum betroffen, da die Kirch-Einnahmen nur 14% des Gesamtbudgets ausmachen.
Es wird aber lange nicht so heiß gegessen wie gekocht. Da der Vertrag mit Kirch für 2004 ausgelaufen wäre, hätte man von Seiten der Bundesliga 2003 neue Verhandlungen mit diversen Medienvertretern begonnen. Die Zahlungen für diese Saison bis Ende Mai sind sowieso gesichert, also müßten die Verhandlungen lediglich vorgezogen werden.

Die Rollenverteilung überrascht mich ziemlich. Waere Fussball doch ein vorzuegliches Thema fuer populistische Aktionen und damit fuer Herrn Stoiber. Ich sah schon ein Bild von Hinze vor mir, der mit Traenen in den Augen Hansa Rostock den Ball zum letzten Anstoss reicht und anklagend auf die zusammengekauert an der Stadionwand aufgereihte Bundesregierung weist.

Nettes Bild. Dass Herr Stoiber diesbezüglich so erstaunlich ruhig ist, erklärt sich doch leicht aufgrund der Tatsache, dass es ihm nicht schmecken kann, wei sein Wirtschaftsfreund Kirch im Moment für Schlagzeilen sorgt. Und bevor Stoiber selbst in diese gerät, flüstert er lieber. Ein herrlicher Artikel BTW - auch zum Thema Stoiber+Kirch - unter http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel137912.php.

Wie waere wohl die Rollenverteilung, wenn die Union zuerst ein Micro erwischt haette?

Nicht anders, weil Stoiber einfach viel zu tief drinnen sitzt. Hätte man Kirch fallen lassen und keine Lösungen ala Auffanggesellschaft in Erwägung gezogen, sprich: hätte man ihn Hopps gehen lassen, gäbe es in Bayern nun eine ähnlich große Bankenkrise, die in Berlin den ewigen OB Diepken hat scheitern lassen.

Wieviele Milliarden der Kirch-Schulden stammen überhaupt aus dem Kauf von Fussballrechten?

Das ist zwar relativ, aber es sind eher wenige. Der Hauptbatzen stammt aus dem Aufbau des Premiere-Angebots und den danach kommen all die Rechtekäufe, sprich: Filme, Fussball, Formel1, sonstiger Sport.

Da haben sich die Vereine lange Zeit am Poker der Fernsehsender um die Senderechte gütlich getan.

Das ist so nicht wahr bzw. wirft ein falsches Licht. Dass man sich denjenigen Anbieter wählt, der einem das großzügigste Angebot unterbreitet, scheint mir nicht nur normal, sondern auch legitim. Und trotz Kirch steht der deutsche Fussball in Sachen Fernseheinnahmen weit hinter den konkurrierenden Fussballändern Spanien, England und Italien. Und "Konkurrenz" ist ein entscheidendes Stichwort, denn der Konkurrenzdruck der drei anderen großen europäischen Ligen auf die Bundesliga/-ligen ist enorm hoch und es ist nur dem Geschick einzelner Clubführungen zu verdanken, dass sich die Qualität in Deutschland halten konnte und man international immer noch einigermassen konkurrieren kann.

Grüße, Andreas, der eine vierte Meisterschaft der Bayern nicht mehr für möglich hält


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