Angezeigtes Thema: 'Antisemitismus in der dt. Linken...'
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Von: HeldenUndDiebe (Rang: Regular)   Beiträge: 213
Mitglied seit: 05.12.2002
Geschrieben am: 28.03.2004 um 14:04 (2950 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
In den 70ern und 80ern fanden sich innerhalb der westdeutschen Linken oftmals extrem antisemitische Tendenzen, welche offiziell als Antizionismus bezeichnet werden. Diese Züge innerhalb einer sozialen Bewegung spaltete diese in Antideutsche und Nationalbolschewisten (Bezeichnung aus mehreren Berichten auf Indymedia entnommen!). Speziell bei der Position zum Nahost-Konflikt spalten sich die linken Geister…

Die einen solidarisieren sich mit dem israelischen Staat, dessen Bewohner als Verfolgte der NS-Zeit ein Anrecht auf einen eigenen Staat hätten. Folglich hätten die Israelis auch das Recht, sich gegen arabische Anschläge zu „wehren“…

Die andere Seite der Linken solidarisiert sich mit dem „unterdrückten“ Volk Palästinas, welches von den Israelis vertrieben worden sei. Folglich seien Anschläge von Palästinensern gerechtfertigt, vor dem Hintergrund eines Widerstandes.

Diese Spaltung hält bis heute an, wie man anschaulich sieht, wenn bei Demonstrationen Fahnen von Israel/Palästina auftauchen. Beide Lager werfen sich gegenseitig Faschismus und Völkermord vor… (s. Berichte auf Indymedia in den letzten Wochen: http://de.indymedia.org/2004/03/78150.shtml, speziell die Anmerkungen sind sehr aufschlussreich)

Hierzu las ich erst kürzlich in einem Artikel:
Sowohl zu 100% hinter dem palästinensischen "Befreiungskampf" Stehende, als auch "Waffen für Israel"-Schreihälse sind mir zuwider. Wer einigermaßen klar bei Verstand ist, kann weder Sprengstoffanschläge auf Schulbusse, noch Raketenangriffe auf zivile Dörfer mit Kollateralschäden von manchmal 10:1 Gut heißen. Es kann nicht angehen, dass jeder der/die mal Nachrichten gesehen hat, sich anmaßt sich über die Situation ein Urteil bilden zu können, um dann Andersdenkende anzugreifen. Man ist kein Antisemit, weil man Steine gegen Panzer nicht als gleichwertige Mittel ansieht und man ist auch kein Araberfeind, weil man sagt, dass den umliegenden arabischen Staaten die Situation der Flüchtlinge in den Lagern scheißegal ist und Selbstmordattentäter verblendete Wahnsinnige sind. Gerade als Deutsche, was die meisten von uns unfreiwillig sein dürften, haben wir in dieser Frage eine unglaublich schwierige Position. Auf der einen Seite müssen wir aufpassen, dass Kritik an der Politik Israels nicht als platter Antisemitismus daher kommt, auf der anderen Seite muss eine Kritik an dieser Politik legitim sein. Wir sind nicht verpflichtet die Schnauze zu halten, wenn irgendwo Unrecht geschieht. Scharon ist ein Massenmörder, Arafat benutzt Kinder als Schutzschilde. Wer ist da "besser"? Armut erzeugt Terror und Widerstand. Wer keinen Ausweg aus seiner Situation sieht und vielleicht noch einen Sprengstoffgurt bauen kann, ist schnell dabei eine Grenze zu überschreiten. Armut, Religion und der Einfluss von außen sind eine gefährliche Mischung. Anstatt Geld in die Ausrüstung und Schulung potentieller Attentäter zu stecken, sollte das Elend auf palästinensischem Boden bekämpft werden. Dem Staat Israel würde ich niemals das Existenzrecht absprechen. Er ist die logische und richtige Konsequenz aus dem Leid, dass seiner Bevölkerung und ihren Vorfahren zugefügt worden ist. Er ist definitiv einer der letzten Staaten, die aufgelöst werden müssen. Eine Politik der Vertreibung und daraus resultierender Abschottung allerdings kann nicht der richtige Weg sein. So wird der Konflikt nur verschärft und es ist nicht schwer zu verstehen, dass diese Politik auf harten Widerstand stößt. Dennoch ist eine Zwei-Staaten-Regelung, bei der beide Seiten große Kompromisse eingehen müssen, wahrscheinlich der einzige Ausweg aus diesem Konflikt. Eine vernünftige Diskussion und die Unterstützung fortschrittlicher Kräfte (die es auf beiden Seiten gibt) könnte Erfolg haben. Ein sicherlich langer und hindernisreicher Weg. Aber wahrscheinlich produktiver als die ständige Spaltung durch rechthaberische Gruppen und Personen.


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el pueblo unido, jamás sera vencido

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