Angezeigtes Thema: 'Das Milgram-Experiment'
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Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 08.01.2005 um 01:41 (2974 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Am 2005-01-07 22:22 hat revolutionsound geschrieben:

Immerhin wurde zuvor in ihrer Anwesenheit dem Schüler gesagt, dass der Strom unschädlich ist, was sicher Hemmungen unterdrückt. Ausserdem weiss der an einem solchen Experiment teilnehmende, dass das Expiriment so gestaltet sein muss, dass dem anderen nichts ernsthaftes passieren kann.

Ich denke, dass man auf diesen Überraschungseffekt gesetzt hat. Die Probanden sollten denken, dass alles harmlos sei, aber es war es dem Anschein nach nicht. Und deswegen gingen sie mit der Person im weissen Kittel auf Konfrontation, zeigten sich aber in grosser Mehrheit gefügig.

Das ist seltsam. Obwohl die Mehrheit es eigentlich nicht tun wollte und auch kein realer Druck stattfand, haben fast alle mitgemacht.

Ironische FIKTION am Rande: Wahrscheinlich waren all die, die "Nein!" gesagt haben, die wirklichen Psychos. Die dachten sich "Eh Scheisse - die Kacke kann ich auch zuhause mit meiner Frau haben."


Und die Variationen sind auch interessant.

Besonders markant ist die Feststellung "Allein dadurch, daß sie weitermacht, rechtfertigt sie ihre vorherige Handlungsweise.". Das ist etwas, das man jeden Tag von der Politik vorgemacht bekommt und einige sicher auch immer wieder im Berufsalltag erfahren müssen.

"Es wird nicht diskutiert."?

Es besteht kein Diskussionsbedarf, denn damit würde man ja eingestehen, dass es Alternativen gibt.


Dann wäre es ein Erziehungsprozess und damit genau das nachgeholt, was vorher versäumt worden ist.

Für diese "Selbsterkenntnis" waren einige Probanden dankbar. Es war freilich die harte Tour. Aber die harte Tour gibt es in der Welt en masse - ohne Möglichkeit zur gesunden Selbstreflexion.

Und vom Resultat er etwas, dass unbedingt bewußt gemacht werden muss.
Allerdings können solche Ergebnisse auch denen zuspielen, die sie sich die Erkenntnisse zu eigen machen.
So wie die Lehre der Psychologie sicherlich auch einen guten Beitrag dazu hatte, dass 3. Reich überhaupt erst möglich zu machen.

Menschen müssen offenbar schmerzhafte Lernprozesse durchlaufen.

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Seelig sind die, die da arm an Geist sind, denn sie werden sich Christlich Soziale Union nennen.

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Von: revolutionsound (Rang: Moderator)   Beiträge: 3739
Mitglied seit: 18.02.2002
Geschrieben am: 08.01.2005 um 11:39 (2965 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Am 2005-01-08 01:41 hat Bodo geschrieben:

Am 2005-01-07 22:22 hat revolutionsound geschrieben:

Immerhin wurde zuvor in ihrer Anwesenheit dem Schüler gesagt, dass der Strom unschädlich ist, was sicher Hemmungen unterdrückt. Ausserdem weiss der an einem solchen Experiment teilnehmende, dass das Expiriment so gestaltet sein muss, dass dem anderen nichts ernsthaftes passieren kann.

Ich denke, dass man auf diesen Überraschungseffekt gesetzt hat. Die Probanden sollten denken, dass alles harmlos sei, aber es war es dem Anschein nach nicht. Und deswegen gingen sie mit der Person im weissen Kittel auf Konfrontation, zeigten sich aber in grosser Mehrheit gefügig.

Das ist seltsam. Obwohl die Mehrheit es eigentlich nicht tun wollte und auch kein realer Druck stattfand, haben fast alle mitgemacht.

Der Kittelträger wird sie bearbeitet haben: "Wir haben ihre Unterschrift." "Es wird für niemanden Schaden entstehen." (Obwohl aus dem Nebenzimmer Schmerzensschreie kamen) "Wir brauchen dringend die Ergebnisse." In irgendeiner Form wird dieser Kittelträger die Verantwortung auf den Probanden abgewälzt haben.

Ironische FIKTION am Rande: Wahrscheinlich waren all die, die "Nein!" gesagt haben, die wirklichen Psychos. Die dachten sich "Eh Scheisse - die Kacke kann ich auch zuhause mit meiner Frau haben."

Oder es sind dann die, die im Gefängnis die Tür eintreten würden. :-> Tja, nach welchen Kriterien ausgesucht wurde, weiss man nicht.

Und die Variationen sind auch interessant.

Besonders markant ist die Feststellung "Allein dadurch, daß sie weitermacht, rechtfertigt sie ihre vorherige Handlungsweise.". Das ist etwas, das man jeden Tag von der Politik vorgemacht bekommt und einige sicher auch immer wieder im Berufsalltag erfahren müssen.

"Es wird nicht diskutiert."?

Es besteht kein Diskussionsbedarf, denn damit würde man ja eingestehen, dass es Alternativen gibt.

Es macht sehr viel aus, was erwähnt und was nicht erwähnt wird.

Dann wäre es ein Erziehungsprozess und damit genau das nachgeholt, was vorher versäumt worden ist.

Für diese "Selbsterkenntnis" waren einige Probanden dankbar. Es war freilich die harte Tour. Aber die harte Tour gibt es in der Welt en masse - ohne Möglichkeit zur gesunden Selbstreflexion.

Und vom Resultat er etwas, dass unbedingt bewußt gemacht werden muss.
Allerdings können solche Ergebnisse auch denen zuspielen, die sie sich die Erkenntnisse zu eigen machen.

Ganz sicher. Für die ist die Erkenntnis wichtig, dass der Mensch ziemlich gefügig ist. Allerdings ist noch immer die Frage: Warum? Ist in ihm ein Gen, dass nach einem Herdenführer bzw. nach einer Autoritätsperson verlangt?

So wie die Lehre der Psychologie sicherlich auch einen guten Beitrag dazu hatte, dass 3. Reich überhaupt erst möglich zu machen.
Menschen müssen offenbar schmerzhafte Lernprozesse durchlaufen.

Ja.

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Wir leben nicht, wir werden gelebt.

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