Angezeigtes Thema: 'Statistik'
Beitrag Nummer -1 plus eine Antwort

Legende:  - Infos zur Person  - E-Mail  - Homepage öffnen  - Editieren  - Antworten  - Antw. ohne Zitat
Von: Kunstguerilla (Rang: Moderator)   Beiträge: 508
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 03.06.2002 um 14:54 (6940 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Hi!

Am 2002-06-02 16:10 hat revolutionsound geschrieben:

Dies ist das Fachgebiet der Mathematik, die mir am Besten gefällt. Und für politische Diskussionen ist sie eine der nützlichsten Werkzeuge. Zahlen machen plausibel. Andererseits werden Statistiken gefälscht, sie werden vorenthalten. Sie sind äusserst harte Instrumente. Vielleicht sollte gerade der Statistik in Schule und Universität mehr Beachtung geschenkt werden.

Zahlen sind schon eine feine Sache, vor allem, weil sie an sich wertfrei sind und erst durch Interpretation zur Meinung werden. Aber genau da steckt auch das Problem: Zahlen sind beliebig interpretierbar. Z. B. die SPD sackt auf einen schlechten Wert bei Umfragen. Die Union höhnt und fühlt sich bestärkt, interpretiert die Zahlen als klaren Beleg dafür, dass die Bürger mit der Politik von rot-grün nicht einverstanden sind. Die SPD sieht das ganz anders, weil die Werte ja auch schon ein wenig schlechter waren, die SPD sich also auf dem Weg der Besserung befindet.

Krass.

Und mein Lieblingsvergleich ist der folgende, den einmal ein Mediziner bei einem Vortrag auf einem Symposium zum Thema "Medizinische Statistiken" von sich gab (und gerade in der Medizin und Psychologie sind statistische Aussagen mehr als fragwürdig aufgrund der Einflüsse auf die menschliche Gesundheit):

Statistisch ist erwiesen, dass ca. 75% der Heroinsüchtigen zuvor Canabis zu sich genommen haben. Also ist Canabis Einstiegsdroge Nr. 1.
Andererseits ist statistisch ebenso richtig, dass 90% der Heroinsüchtigen Muttermilch "zu sich" genommen haben, also müsste Muttermilch Einstiegsdroge Nr. 1 sein.



Die Statistiken bzw. die Zahlen können nichts dafür. Aber solange sie politisch und argumentativ beliebig im eigenen Sinne interpretiert und präsentiert werden, dienen sie zu nicht viel.

Grüße, Andreas.


_________________
Wir haben die Demokratie längst verschlafen, deshalb müssen wir
endlich wieder mehr-demokratie-wagen.de!

Aktionen:   Informationen zu Kunstguerilla   User-Website besuchen Kunstguerilla   Antworten mit Zitieren   Antworten ohne Zitieren
Antworten:
Von: revolutionsound (Rang: Moderator)   Beiträge: 3739
Mitglied seit: 18.02.2002
Geschrieben am: 04.06.2002 um 17:21 (2997 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Am 2002-06-03 14:54 hat Kunstguerilla geschrieben:

Hi!

Am 2002-06-02 16:10 hat revolutionsound geschrieben:

Dies ist das Fachgebiet der Mathematik, die mir am Besten gefällt. Und für politische Diskussionen ist sie eine der nützlichsten Werkzeuge. Zahlen machen plausibel. Andererseits werden Statistiken gefälscht, sie werden vorenthalten. Sie sind äusserst harte Instrumente. Vielleicht sollte gerade der Statistik in Schule und Universität mehr Beachtung geschenkt werden.

Zahlen sind schon eine feine Sache, vor allem, weil sie an sich wertfrei sind und erst durch Interpretation zur Meinung werden. Aber genau da steckt auch das Problem: Zahlen sind beliebig interpretierbar. Z. B. die SPD sackt auf einen schlechten Wert bei Umfragen. Die Union höhnt und fühlt sich bestärkt, interpretiert die Zahlen als klaren Beleg dafür, dass die Bürger mit der Politik von rot-grün nicht einverstanden sind. Die SPD sieht das ganz anders, weil die Werte ja auch schon ein wenig schlechter waren, die SPD sich also auf dem Weg der Besserung befindet.

Krass.


Sie spielen sich die Bälle zu. Und die Parteien betreiben Schlagwortpolitik. Allein dadurch können sich Statistiken verändern oder die Meinung vieler beeinflusst werden. Allein die Veröffentlichung von Hochrechnungen beeinflusst das Stimmungsbild.

Und mein Lieblingsvergleich ist der folgende, den einmal ein Mediziner bei einem Vortrag auf einem Symposium zum Thema "Medizinische Statistiken" von sich gab (und gerade in der Medizin und Psychologie sind statistische Aussagen mehr als fragwürdig aufgrund der Einflüsse auf die menschliche Gesundheit):

Statistisch ist erwiesen, dass ca. 75% der Heroinsüchtigen zuvor Canabis zu sich genommen haben. Also ist Canabis Einstiegsdroge Nr. 1.
Andererseits ist statistisch ebenso richtig, dass 90% der Heroinsüchtigen Muttermilch "zu sich" genommen haben, also müsste Muttermilch Einstiegsdroge Nr. 1 sein.




Das ist ja eine Anspielung auf das Zusammenhangsmass wie bei Storch und neugeborenen Kindern.

Die Statistiken bzw. die Zahlen können nichts dafür. Aber solange sie politisch und argumentativ beliebig im eigenen Sinne interpretiert und präsentiert werden, dienen sie zu nicht viel.


Nun: da sind wir ja bei einem weiteren Vorteil der Statistik. Das Gebiet der Wahrscheinlichkeitsrechnung entspringt aus ihr. Man könnte damit einige politische Tendenzen mit ihr durchgehen und überlegen.
Ein paar provokante Beispiele:

Wie wahrscheinlich ist es, dass eine Diktatur in einen Krieg verwickelt wird?

Wie stark ist der Zusammenhang zwischen Soziale Schere und innere Aufstände?

Wie wahrscheinlich ist es, dass Personen aus der Justiz selbst in kriminelle Machenschaften verwickelt sind?



Aktionen:   Informationen zu revolutionsound   User-Website besuchen revolutionsound   Antworten mit Zitieren   Antworten ohne Zitieren
Legende:  - Infos zur Person  - E-Mail  - Homepage öffnen  - Editieren  - Antworten  - Antw. ohne Zitat