Angezeigtes Thema: 'Tauschsysteme'
Beitrag Nummer -1 plus eine Antwort

Legende:  - Infos zur Person  - E-Mail  - Homepage öffnen  - Editieren  - Antworten  - Antw. ohne Zitat
Von: revolutionsound (Rang: Moderator)   Beiträge: 3739
Mitglied seit: 18.02.2002
Geschrieben am: 07.05.2002 um 13:00 (3108 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)

Hmmm, ich hatte mir seinerzeit auch schon einmal Gedanken zu dieser Alternative gemacht. Auf dem Papier klingt das immer so gut ... nur die Praxis? Vielleicht ist auch meine Denke zu beschränkt, um mir das vorzustellen, aber ich sehe nur Probleme. Zum Beispiel auch für mich Ich kann nicht viel, ich kann z. B. Websites erstellen. Ob ich mit diesem Angebot dann zum Metzger und Bäcker rennen könnte?

Wie regeln die LETS das denn bezüglich Tauschwert? Das würde mir zentral erscheinen. In der jetzigen Geldwirtschaft ist das eindeutig: Einer Ware / Dienstleistung wird ein Wert X zugewiesen, und um die Ware / DIenstleistung zu erhalten, muss der Interessent einen Gegenwert = Geld bieten. Wie sieht da die Praxis der LETS aus?

Interessiert mich brennend, spannendes Topic von Dir!

Grüße, Andreas.



Es stimmt: auch Tauschringe haben Probleme. Besonders wird es problematisch, wenn Mitglieder das Vertrauen der Tauschpartner missbrauchen. Auch kann es in einem Tauschring zur 'Parteienbildung' kommen, denn es ist ja auch ein soziales Gefüge, dass sich irgendwie doch regeln muss.

Ein Vorteil ist, dass du deine Fähigkeiten einfach nennen kannst. Es gibt eine Art Zeitung, in der du inserieren kannst. Ausserdem treffen sich die Mitglieder dort, wo sie wohnen und geben ihre Dienstleistungen bekannt. Nun gilt das alte Marktprinzip: Angebot trifft auf Nachfrage. Wenn der Tauschmarkt viele Mitglieder hat und gross ist, kann er sehr an Dynamik gewinnen: tatsächlich lebt er vom regen Tausch der Mitglieder.

Der Wert ist zeitbezogen. Auch ein Möbelstück muss eben in Zeit umgerechnet werden. Jedoch wird die Zeit auch in ein Geldäquivalent umgerechnet. Hier entsteht ein Wertproblem. Arbeitsleistungen bekommen den gleichen Wert (und es ist wichtig, dass Mitglieder diese Werteinheit aufrechterhalten). Waren jedoch orientieren sich eben auch an dem Geldmarkt. Nach eigener Erfahrungen werden aber gebrauchte Waren auf der Ebene von Flohmarktpreisen gehandelt. Und wie gesagt: du darfst die Euro daheim lassen,)

In der gegenwärtigen Entwicklung in der BRD gibt es sogar einen interregionalen Austausch, selbst Zimmer können auf Tauschbasis 'vermietet' werden.

Aktionen:   Informationen zu revolutionsound   User-Website besuchen revolutionsound   Antworten mit Zitieren   Antworten ohne Zitieren
Antworten:
Von: Kunstguerilla (Rang: Moderator)   Beiträge: 508
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 07.05.2002 um 15:32 (3121 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Mahlzeit!

Am 2002-05-07 13:00 hat revolutionsound geschrieben:

Es stimmt: auch Tauschringe haben Probleme.

Sonst wären sie wohl auch weiter verbreitet.

Besonders wird es problematisch, wenn Mitglieder das Vertrauen der Tauschpartner missbrauchen. Auch kann es in einem Tauschring zur 'Parteienbildung' kommen, denn es ist ja auch ein soziales Gefüge, dass sich irgendwie doch regeln muss.

Ich sehe da schon weit mehr Probleme im Vorfeld, also auch dann, wenn sich alle korrekt verhalten.

Ein Vorteil ist, dass du deine Fähigkeiten einfach nennen kannst. Es gibt eine Art Zeitung, in der du inserieren kannst. Ausserdem treffen sich die Mitglieder dort, wo sie wohnen und geben ihre Dienstleistungen bekannt. Nun gilt das alte Marktprinzip: Angebot trifft auf Nachfrage. Wenn der Tauschmarkt viele Mitglieder hat und gross ist, kann er sehr an Dynamik gewinnen: tatsächlich lebt er vom regen Tausch der Mitglieder.

In der Theorie ja. Aber jetzt bin ich eben einer, der was ganz spezielles kann, was nicht allzu viele brauchen: Ich mache Webseiten. Im schlimmsten Falle verhungere ich, weil keiner in meinem Tauschring eine Webseite benötigt

Der Wert ist zeitbezogen. Auch ein Möbelstück muss eben in Zeit umgerechnet werden. Jedoch wird die Zeit auch in ein Geldäquivalent umgerechnet. Hier entsteht ein Wertproblem. Arbeitsleistungen bekommen den gleichen Wert (und es ist wichtig, dass Mitglieder diese Werteinheit aufrechterhalten). Waren jedoch orientieren sich eben auch an dem Geldmarkt. Nach eigener Erfahrungen werden aber gebrauchte Waren auf der Ebene von Flohmarktpreisen gehandelt. Und wie gesagt: du darfst die Euro daheim lassen,)

Das Zeitbezogene wirkt erst einmal günstig. Aber auch hier sehe ich mehr Probleme als Lösungen. Angenommen ich mache so eine Website für eine Bäckerei und benötige dafür 10 Stunden. Jetzt muss der mir so viele Brötchen liefern, wie er in 10 Stunden herstellen kann. Das ist 'ne ganze Menge Und das führt mich zum nächsten Problem: Kann man Arbeit + Zeit einfach so in Minuten messen? Z. B. hochspezialisierte Arbeiten contra Rasen mähen. 'Nen Rasen mähen sollte jeder nach kürzester Einarbeitungszeit durchführen können - ein Auto reparieren oder einen Zahn bohren kann man erst nach jahrelanger Ausbildung. Kann man dann dennoch sagen 1 Stunde Rasenmähen = 1 Stunde Zahnarzt?

In der gegenwärtigen Entwicklung in der BRD gibt es sogar einen interregionalen Austausch, selbst Zimmer können auf Tauschbasis 'vermietet' werden.

Im Kleinen geht das sicherlich - im Großen kann ich es mir trotz der schönen Utopie nicht denken. Zumal es nur funktioniert, wenn sich alle richtig verhalten. Und das Problem mit denen, die ganz oder zeitweise nichts leisten können, wurde in dem parallelen Thread mit Bodo ja auch schon angeschnitten.

Also, mein Fazit: Tolle Utopie - in der Realität nur mit kleinen Gruppen durchführbar.

Oder habe ich etwas übersehen?

Grüße, Andreas.



_________________
Wir haben die Demokratie längst verschlafen, deshalb müssen wir
endlich wieder mehr-demokratie-wagen.de!

Aktionen:   Informationen zu Kunstguerilla   User-Website besuchen Kunstguerilla   Antworten mit Zitieren   Antworten ohne Zitieren
Legende:  - Infos zur Person  - E-Mail  - Homepage öffnen  - Editieren  - Antworten  - Antw. ohne Zitat