Angezeigtes Thema: 'Neuer Thread: Irak'
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Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 24.03.2003 um 13:27 (4095 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Hi

Ich fühl mich gut. Ich glaube, wenn man nicht gerade Journalist im Irak ist oder in einem britischen Hubschrauber mitfliegen muß, dann kommt man sich vor, als würde man ewig leben können.

Was ich aus den vergangenen Tagen festgehalten haben möchte:
1. Bushs Reaktion auf die ersten Verluste unter seinen Schäfchen:
"Diese Menschen sind für eine Sache gestorben, die wichtiger ist, als der Einzelne."
Übersetzt: Dadurch, daß er sich für Busch verheizen läßt, kann der einzelne Soldat endlich einen Wert bekommen, den er ohne Bush nie erreicht hätte. Dank ist gewiß.

Habe übrigens nur ich den Eindruck, daß tote US-Soldaten mehrheitlich dunkelhäutig sind und hingegen Soldaten, die interviewt werden, fast ausschließlich weiß?


2. Rumsfeld in einer Talkshow als im überraschend mitgeteilt wurde, daß im irakischen Fernsehen Bilder von gefangenen US-Soldaten aufgetaucht sind und nachdem die US-Medien seit zwei Tagen ständig Bilder von gefangenen Soldaten ausstrahlen:
"Laut den Genfer Konventionen ist es verboten Kriegsgefange in den Medien vorzuführen."
...es sei denn, es sind Gefangene der USA?

Ich finde das mit den Kriegsgefangenen ohnehin sehr paradox. Einerseits ist es natürlich schon, daß sie gut behandelt werden müssen, aber ist das auch fair? Da kommen also Soldaten und versuchen (aus Sicht der betroffenen meist grundlos) ihren Gegner umzubringen. Schaffen sie es, dann bekommen sie einen Orden. Ist der Gegner hingegen besser, dann ergeben sie sich und müssen gut behandelt werden? Ist das logisch?


3. Ist man weltweit über die Bilder von Toten und Verletzen schockiert. Dabei wußte doch jeder, daß es sie geben würde.
Ein Bild von einem toten Kind und der Mittlere Osten erhebt sich und alle zeigen mit erhobenem Finger auf die Amerikaner. Dabei sind in den vergangenen 12 Jahren schätzungeweise eine Millionen Kinder im Irak an Unterernährung gestorben, weil die UN den Irak durch zahlreiche Embargos praktisch lahmgelegt hatten.
Was ist da nun der bessere Weg?


4. in Großbritannien steigt trotz hoher eigener Verluste, weltweiten Massenproteste und Bildern von toten Zivilisten die Zustimmung zum Krieg deutlich an. Seltsames Volk. War man da vorher gegen den Krieg, weil man dachte, er würde zu harmlos werden?

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Seelig sind die, die da arm an Geist sind, denn sie werden sich Christlich Soziale Union nennen.

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Von: revolutionsound (Rang: Moderator)   Beiträge: 3739
Mitglied seit: 18.02.2002
Geschrieben am: 25.03.2003 um 10:53 (1878 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Am 2003-03-24 13:27 hat Bodo geschrieben:

Hi

Ich fühl mich gut. Ich glaube, wenn man nicht gerade Journalist im Irak ist oder in einem britischen Hubschrauber mitfliegen muß, dann kommt man sich vor, als würde man ewig leben können.

Was ich aus den vergangenen Tagen festgehalten haben möchte:
1. Bushs Reaktion auf die ersten Verluste unter seinen Schäfchen:
"Diese Menschen sind für eine Sache gestorben, die wichtiger ist, als der Einzelne."

Meinetwegen darf dieser Schelm einen schnellen Weg ins Grab finden.

Übersetzt: Dadurch, daß er sich für Busch verheizen läßt, kann der einzelne Soldat endlich einen Wert bekommen, den er ohne Bush nie erreicht hätte. Dank ist gewiß.

Auf den Soldat warte das göttliche Paradies. Wenn Gott jedoch genauso ist wie seine Stellvertreter auf Erden, hat er wahrscheinlich sein Paradies in eine Umweltkatastrophe geführt.
Ein Soldat hat einen Materialwert von 10 Euro. Da ist sogar seine Aufmachung teurer.

Habe übrigens nur ich den Eindruck, daß tote US-Soldaten mehrheitlich dunkelhäutig sind und hingegen Soldaten, die interviewt werden, fast ausschließlich weiß?

Nein.

2. Rumsfeld in einer Talkshow als im überraschend mitgeteilt wurde, daß im irakischen Fernsehen Bilder von gefangenen US-Soldaten aufgetaucht sind und nachdem die US-Medien seit zwei Tagen ständig Bilder von gefangenen Soldaten ausstrahlen:
"Laut den Genfer Konventionen ist es verboten Kriegsgefange in den Medien vorzuführen."
...es sei denn, es sind Gefangene der USA?

Genf liegt nicht in den USA.
Die Amerikaner mögen Scary Movies.

Ich finde das mit den Kriegsgefangenen ohnehin sehr paradox. Einerseits ist es natürlich schon, daß sie gut behandelt werden müssen, aber ist das auch fair? Da kommen also Soldaten und versuchen (aus Sicht der betroffenen meist grundlos) ihren Gegner umzubringen. Schaffen sie es, dann bekommen sie einen Orden. Ist der Gegner hingegen besser, dann ergeben sie sich und müssen gut behandelt werden? Ist das logisch?

In der Bibel steht: du sollst nicht töten. Die erzkonservativen und tiefgläubigen Falken entfesseln einen Krieg und setzen langzeitschädigende Waffen ein. Denen ist es doch meschugge, wie unlogisch die Gesetze im Krieg sind, solange sie Schach spielen 'dürfen'.

3. Ist man weltweit über die Bilder von Toten und Verletzen schockiert. Dabei wußte doch jeder, daß es sie geben würde.

Es war eine gross angekündigte Show.

Ein Bild von einem toten Kind und der Mittlere Osten erhebt sich und alle zeigen mit erhobenem Finger auf die Amerikaner. Dabei sind in den vergangenen 12 Jahren schätzungeweise eine Millionen Kinder im Irak an Unterernährung gestorben, weil die UN den Irak durch zahlreiche Embargos praktisch lahmgelegt hatten.

Da haben sie also 12 Jahre zugeschaut. Und sie sind Mitglieder der UN, das heisst, dass sie auch noch mitgeholfen haben.

Was ist da nun der bessere Weg?

Ein Weg führt wahrscheinlich in den anderen. Wenn sie Blut sehen, drehen sie auf.

4. in Großbritannien steigt trotz hoher eigener Verluste, weltweiten Massenproteste und Bildern von toten Zivilisten die Zustimmung zum Krieg deutlich an. Seltsames Volk. War man da vorher gegen den Krieg, weil man dachte, er würde zu harmlos werden?

Vielleicht haben sie in Blair die Wiedergeburt Winston Churchills erkannt.


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Wir leben nicht, wir werden gelebt.

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