Angezeigtes Thema: 'Die globale Existenz der Folter'
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Von: revolutionsound (Rang: Moderator)   Beiträge: 3739
Mitglied seit: 18.02.2002
Geschrieben am: 19.05.2004 um 23:47 (2690 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Foltern im Ausnahmefall, gerade habe ich dazu einen Artikel geschrieben. Eine Frage, die derzeit diskutiert wird. Idealgesetzte Fall: man kann durch Folter das Schlimmste verhindern, würde man es tun? Ganz mathematisch.
Fall 1: Folter -> keine Atombombe
Fall 2: keine Folter -> Atombombe vor die Haustür

Ist vielleicht etwas für Mathematiker.

Fall 3: unsere Welt -> Zukunft ist offen
Fall 4: unsere Welt <-> gewisse Parameter sind einfach festgelegt

1) Wohin soll das nur führen?
2) Wohin soll die Diskussion nur gehen?

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Wir leben nicht, wir werden gelebt.

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Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 20.05.2004 um 02:00 (2699 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Am 2004-05-19 23:47 hat revolutionsound geschrieben:

Foltern im Ausnahmefall, gerade habe ich dazu einen Artikel geschrieben. Eine Frage, die derzeit diskutiert wird. Idealgesetzte Fall: man kann durch Folter das Schlimmste verhindern, würde man es tun? Ganz mathematisch.
Fall 1: Folter -> keine Atombombe
Fall 2: keine Folter -> Atombombe vor die Haustür
...
1) Wohin soll das nur führen?
2) Wohin soll die Diskussion nur gehen?

Wohin es führen soll? Erst mal ist es eine Beschäftigung für Menschen und Medien. Zum Thema selbst lohnen sich konkrete Gedanken kaum, weil wozu über rein hypothetisch konstruierte Fälle Zeir verlieren.

Wir hatten zum Thema Folter bereits im Februar 2003 eine Diskussion, als die dem Entführer des Metzler-Kindes angedrohte körperliche Misshandlung publik wurde. Zu finden unter BRD: Folter im Ausnahmefall

Damals schrieb ich - und das gilt für mich nach-wie-vor:

"In dem Entführungsfall, an dem sich die Diskussion konkret entflammt hat, ging es immerhin darum, daß Leben eines Kindes zu retten. Es gab einen Täter, der die Möglichkeit zur Rettung hatte, aber nicht helfen wollte (das der Junge zu diesem Zeitpunkt schon ermordet war, ist hier irrelevant, weil die Polizei das nicht wußte und der Täter es auch nicht gesagt hat).
Deswegen: Unter den Bedingungen, daß man definitiv den Täter hat und daß der Täter die zur Rettung seines Opfers nötigen Informationen liefern kann, aber nicht will, halte ich die Androhung von Gewalt und notfalls auch die Umsetzung für legetim. Es geht nicht an, daß die körperliche Wohlbefindlichkeit eines Gewaltverbrechers wichtiger ist, als das Leben seines Opfers. Zumal wenn der Täter den Übergriff einfach dadurch abwenden kann, daß er sagt, was wirklich ist.

Jetzt hat das in der Praxis aber mindestens Probleme:
1. Kann man nie genau wissen, ob der Täter wirklich der Täter ist.
2. Kann man nie genau wissen, ob der Täter die Informationen liefern kann.

Deswegen muß es in der Praxis verboten bleiben. Weil ansonsten würde es zwangsläufig auf Willkürhandlungen rauslaufen und das darf nicht passieren. Es darf nicht dazu führen, daß einem Unschuldigen etwas angetan wird, um andere Unschuldige zu beschützen. Dann haben wir verloren.

Eine Alternative wäre eventuell eine medikamentöse Behandlung, die beispielsweise vorrübergehend den Willen bricht oder das Lügen unmöglich macht. So etwas würde ich praktisch bei einem konkretem Tatverdacht befürworten. Aber auch dann nur für überprüfbare Informationen (z.B. wo ist das Opfer versteckt), aber nicht für unüberprüfbare (z.B. ein Geständnis)."



Eine bisher ungestellte Frage: Wie soll die Durchführung einer Folter konkret aussehen? Soll sich der Staat dafür ein paar hungrige Neonazis halten? Ärzte speziell dafür ausbilden Menschen zu quälen? Per Los Menschen aus dem Volks auswählen - Foltern für die Wahrheit als Bürgerpflicht des moderenen Staatsbürger?
Das ist krotesk.

Unser Problem ist nicht der Terrorist, der eine Atombombe einsetzen könnte, sondern eine Politik, die Atombomben als legitime Mittel zur Lösung politisch motivierter Konflikte (denn welcher Krieg ist das nicht in seinem Ursprung) produziert und durch ungerechtes Handeln Situationen herbeiführt, die die Entstehung von Terrorismus begünstigen.



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Seelig sind die, die da arm an Geist sind, denn sie werden sich Christlich Soziale Union nennen.

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