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Von: revolutionsound (Rang: Moderator)   Beiträge: 3739
Mitglied seit: 18.02.2002
Geschrieben am: 17.02.2003 um 12:14 (1982 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Am 2003-02-17 01:21 hat Bodo geschrieben:

Auch so.

Am 2003-02-17 00:15 hat revolutionsound geschrieben:

Und ob. Und eine Tat spricht mehr als tausend Worte. Ruft man jetzt noch eine andere völkische Weisheite zu Hilfe, nämlich "wer einmal lügt,...", dann sollte man dem Kanzler unbedingt den Rücktritt nahe legen, weil er sich selbst zur Lachnummer gemacht hat.

Na, wenn es ums Lügen geht, darf ein Stoiber aber auch nicht ran. Der kann sich sogar mit Kohl, Schily und Gates ganz gut.

Was ihn nun aber nicht zum Lügner macht (-;
Aber den will ja auch niemand haben.

Der Münchner Merkur hat im Jahre 2001 mal in einem Artikel zesiert, was sich Stoiber in seinen Reden alles für statistische 'Fehler' erlaubt. Da ging es manchmal um 100%. :->

Manch einer spekuliert ja, der Kanzler würde vielleicht vorzeitig zurücktreten. Aber da halte ich voll dagegen. Er wird sich bis zum letzten Atemzug an die Macht klammern.

Er darf ja nicht als Verlierer dastehen.

Den richtigen Zeitpunkt zum Absprung zu verpassen kann aus einer Niederlange eine Katastrophe machen.

Wie bei Kohl?

[Saddam und Nord-Korea]
Dann soll der Westen weder Waffen liefern noch mit ihnen handeln. Aber die Bevölkerung soll von rigider Machtpolitik befreit werden. Wenn nicht durch Intervention, dann durch Menschenrechtsbeobachtung und Austausch.

Aber das geht doch nicht, ohne Einverständnis der Machthaber.

...im Zusammenhang mit der Staatssouveränität mit Rückblick auf dem westfälischen Frieden... Ein Regime zum Erlahmen zu bringen wird wohl nie funktionieren, indem man brav alle Gesetze einhält und genau das tut, was er sagt, sondern es erfordert sehr wohl Austausch mit Menschenrechtsorganisationen, Forderungen an die Weltgemeinschaft, Austausch von Wissenschaftlern, etc. Das ist aber selbst im Irak nicht ausgestorben.

Wenn es um darum geht, ein Regime in die Kniee zu zwingen, darf man doch nicht die leiden lassen, die eventuell das Potential für einen Einsatz für Menschenrechte aufbringen können und nicht auch noch zusätzlich gegen Flüchtlinge mauern.

Natürlich sollte es so nicht passieren. Aber wie willst Du es machen? Wie willst Du ohne Gewalt ein Volk von seinem Regime befreien, das zu jeder Unterdrückung gegenüber dem eigenen Volk bereit ist und auf das Du von außen keinen Druck auswirken kannst? Schau Dir Saddam an. Das einzige, was dem zum Einlenken bewegt, ist die Bedrohung seiner eigenen Existenz. Also ich weiß da keine Lösung.

Der Grossteil der Bevölkerung in Irak ist ohnmächtig. Wie soll es auch anders sein - es ist im wahrsten Sinne des Wortes ausgehungert worden. Dass dadurch Aggressionen entstehen, ist klar, dass es durch fundamentalistische Strömungen ausgenutzt wird, ist logisch. Dann haben wir aber Dekaden äusserst falscher Politik im Irak gesehen, auch auf internationaler Schiene. Einen Aufstand im eigenen Land wurde von den Machthabern im Irak blutig niedergeschlagen (war das noch vor dem Embargo?). Was hat die Weltöffentlichkeit da gemacht, die Vereinten Nationen und Co.? Geschlafen?

Und dann zieh mal noch hinzu, daß das Volk von der Propaganda seiner Regierung so eingelullt ist, daß es überhaupt nicht befreit werden will, weil es denkt, daß die Befreier die Bösen sind?

Es gibt leider Situationen, da hast Du nur zwei Möglichkeiten: Zuschauen und nichts helfendes tun können oder selbst zu Gewalt greifen.

Zur Gewalt greifen und wie in Afghanistan lösen... (dieses Negativbeispiel muss ich immer wieder aufführen, da es uns auf weltpolitischer Bühne eindrucksvoll vorgeführt worden ist). Sollte in Afghanistan eine wirklich demokratische Ordnung geschaffen werden, wäre in nicht langer Zeit die komplette Politik der USA in diesem Krisenherd weltöffentlich an den Pranger gestellt. Die USA können sich in der Tat keine echte Demokratie in Afghanistan und im Irak erlauben.

Wichtig ist: Wenn man sich für die Gewalt entscheidet, dann nicht für eine solche, die über die Unterdrückten noch mehr Leid bringt. Und das ist das Problem mit der US-Politik: Denen geht es nicht um Befreiung und die nehmen zuwenig Rücksicht auf die "Kollateralschäden".

Und setzen nebenbei noch ihre Interessen durch.

Eine Revolution ist eine Art 'kurzer Prozess'. Demokratie und die Beachtung von Menschenrechten müssen erkämpft werden: dabei muss gewährleistet werden, dass Regeln aufstellbar sind. In manch afrikanischen Ländern mit früher totalitären Regime sind dementsprechende Verbesserungen beobachtbar gewesen. Aber auch Rückschläge. Das 'blutig' geht oft von den Regimen aus.

Dieses Phänomen, daß die, die Leid erfahren haben, häufig zu Leidbringern werden, haben wir hier ja schon behandelt.

Sicher: die Misslage, die durch Knappheit und Gewalt hervorgerufen wird, bietet viel Potential für Gegenaggression. Das Problem ist aber auch, dass in Krisenherden schlichtweg keine politischen Lösungen geschaffen werden. Ein eindrucksvolles Beispiel ist Israel/Palästina - ein Unding der Weltgeschichte.

Hingegen wird eine von den USA eingesetzte Regierung sicher nicht für Ruhe in diesem Teil der Welt sorgen können, weil man sie dort nicht akzeptieren wird.

Was könnten wir erwarten? Ein ähnliches Ergebnis wie in Afghanistan. Ein Protektorat ist ein sehr strenges Regime und wird in Irak seine Gegner haben. Im und um Irak schlummern noch alte Konflikte.

Die USA haben für die Zeit danach ja einen Haufen in der Hand. Ein wilder Haufen, in dem vom Überläufer bis zum Schatzsucher alles versammelt ist, was eine Fortsetzung unter anderem Namen vermuten läßt.

Da könnten sogar Personen aus dem Stall Husseins wieder drin sitzen, wenn es ganz zynisch läuft.

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Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 17.02.2003 um 14:02 (1999 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Hi

Am 2003-02-17 12:14 hat revolutionsound geschrieben:

[Unser Kanzler]
Den richtigen Zeitpunkt zum Absprung zu verpassen kann aus einer Niederlange eine Katastrophe machen.

Wie bei Kohl?

Kohl ist ein Phänomen - nutzlos zu spekulieren, wie die Wahl '98 ausgegangen wäre, wenn er sich zuvor zurueckgezogen hätte.
Wenn man bedenkt, in welches Tief er direkt nach der Wahl die CDU durch die Spendenaffäre gezogen hatte, wie unverschämt er die Täter gedeckt hat und wie die Partei ihm weiterhin zugejubbelt hat und auch jetzt noch tut... Das ist schon ein irre. Das wird Schröder nicht passieren, weil von ihm fühlen sich viele Sozis verraten.


[Diktatoren friedlich besiegen]
Aber das geht doch nicht, ohne Einverständnis der Machthaber.

...im Zusammenhang mit der Staatssouveränität mit Rückblick auf dem westfälischen Frieden... Ein Regime zum Erlahmen zu bringen wird wohl nie funktionieren, indem man brav alle Gesetze einhält und genau das tut, was er sagt, sondern es erfordert sehr wohl Austausch mit Menschenrechtsorganisationen, Forderungen an die Weltgemeinschaft, Austausch von Wissenschaftlern, etc. Das ist aber selbst im Irak nicht ausgestorben.

Als ob Wissenschaftlicher gegen Unmoral immun wären. Das irakische Raketenprogramm legt das nicht gerade nahe und das Dritte Reich spricht auch anders.

Ich halte es für blauäugig zu meinen, man könnte einen solchen Menschen gewaltfrei entfernen. Vergleiche ihn mit einem Geiselnehmer: Ein Diktator nimmt sein gesamtes Volk als Geiseln. Und was ist seine Forderung, die man erfüllen könnte? Keine - denn er hat alles, was er braucht. Nirgendwo könnte er mehr Macht oder Wohlstand erreichen. Warum sollte er gehen? Aus moralischen Gründen? Haha.


Der Grossteil der Bevölkerung in Irak ist ohnmächtig. Wie soll es auch anders sein - es ist im wahrsten Sinne des Wortes ausgehungert worden. Dass dadurch Aggressionen entstehen, ist klar, dass es durch fundamentalistische Strömungen ausgenutzt wird, ist logisch. Dann haben wir aber Dekaden äusserst falscher Politik im Irak gesehen, auch auf internationaler Schiene. Einen Aufstand im eigenen Land wurde von den Machthabern im Irak blutig niedergeschlagen (war das noch vor dem Embargo?). Was hat die Weltöffentlichkeit da gemacht, die Vereinten Nationen und Co.? Geschlafen?

Ich weiß nicht, welchen Aufstand Du meinst. Es gab z.B. direkt gegen Ende des Krieges einen. Da hatte sich, ermutigt durch das zurückweichende irakische Heer und den Vormarsch der Alliierten, die Bevölkerung im Südirak erhoben. Bis dann plötzlich die Allierten sich entscheiden haben, doch nicht weiterzumachen und der Aufstand von Saddam blutigst niedergeschlafen wurde. Da gährt es immernoch. Aber jetzt nicht mehr nur gegen Saddam, sondern auch gegen die Amis.
Ja, da sind viele böse Fehler bzw. rücksichtslose Entscheidungen passiert. Die kann man zurecht kritisieren mit der Absicht, daß sie beim nächsten mal nicht mehr gemacht werden. Das hilft aber nicht das Problem, sie wo es jetzt nun mal ist, zu lösen.
Wenn X jetzt 10 ist und Du mußt das Problem jetzt lösen, hilft es nicht darauf zu verweisen, daß X früher mal nur 3 war.


Es gibt leider Situationen, da hast Du nur zwei Möglichkeiten: Zuschauen und nichts helfendes tun können oder selbst zu Gewalt greifen.

Zur Gewalt greifen und wie in Afghanistan lösen... (dieses Negativbeispiel muss ich immer wieder aufführen, da es uns auf weltpolitischer Bühne eindrucksvoll vorgeführt worden ist).

Die militärischen Schläge gegen die Thaliban halte ich für sinnvoll. Schlecht war, daß es zuviele zivile Opfer gab und daß man dannach eine neue Regierung eingesetzt hat, die nicht viel besser ist. Vielleicht wird sie es aber noch. Afg. ist ein Land, welches seit zwei Jahrzehnten in einem ständigen Kriegszustand lebt. Das läßt sich nicht über nacht verwandeln.

Das hier (wieder mal) im zweiten Schritt (dem, was dannach kommt) ein Fehler gemacht wurde, heißt nicht, daß der erste Schritt (der Einsatz von Gewalt) ebenfalls einer war.


Dieses Phänomen, daß die, die Leid erfahren haben, häufig zu Leidbringern werden, haben wir hier ja schon behandelt.

Sicher: die Misslage, die durch Knappheit und Gewalt hervorgerufen wird, bietet viel Potential für Gegenaggression. Das Problem ist aber auch, dass in Krisenherden schlichtweg keine politischen Lösungen geschaffen werden. Ein eindrucksvolles Beispiel ist Israel/Palästina - ein Unding der Weltgeschichte.

Wobei die Amis von diesem Konflikt eigentlich keinen Vorteil haben. Im Gegenteil ist dieser maßgeblicher Grund dafür, daß die Amis in der islamischen Welt so schlecht angesehen sind.


Die USA haben für die Zeit danach ja einen Haufen in der Hand. Ein wilder Haufen, in dem vom Überläufer bis zum Schatzsucher alles versammelt ist, was eine Fortsetzung unter anderem Namen vermuten läßt.

Da könnten sogar Personen aus dem Stall Husseins wieder drin sitzen, wenn es ganz zynisch läuft.

Ist zu erwarten. Eine so größe Bürokratie wie man sie zur Verwaltung eines Landes wie des Iraks braucht, läßt sich nicht aus dem Nichts schaffen. Da greift man eben auf das bewährte zurück. Hat aber letztendlich in Deutschland auch funktioniert.

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Seelig sind die, die da arm an Geist sind, denn sie werden sich Christlich Soziale Union nennen.

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