Angezeigtes Thema: 'Wieviel Integration sollte die Demokratie Ausländern abverlangen?'
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Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 23.02.2005 um 14:45 (2972 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Hallo

Am 2005-02-23 02:04 hat Mohammad_Deutschland geschrieben:

Die Vorbehalte stammen eher daher, dass Interessengruppen, z.B. konservative/recht politische Parteien, versuchen durch diese angeblichen Unterschiede zu polarisieren. Dabei werden Scheingründe geliefert, die dann als Rechtfertigung dienen, tieferliegende Motivationen zu verschleiern.

Entsprechend schwach ist häufig auch die Argumentation. Hasst man die Ausländern nun, weil sie nichts arbeiten oder doch lieber gerade weil sie arbeiten einem die Arbeitsplätze wegnehmen? Egal - hauptsache gehasst.

Da stimmt so nicht. Die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland spiegelt immer mehr weltzivilisatorische Auseinandersetzungen wieder. Es geht ja kaum noch um den Schweden, Franzosen, Brasilianer oder Chinesen. Die latente, noch oft gewissensbedeckte Ausländerfeindlichkeit rührt doch in den meisten Fällen von islamischen Kukturkreisen her, die Moscheen in der Nachbarschaft bauen etc.

Das mag in den vergangenen Jahren hinzugekommen sein, vor allem Dank dem 11.9.

Aber das Prinzip ist ähnlich und lauert überall da, wo Gruppen als Gefahr oder Bedrohung wargenommen werden. Chinesen kennt man hier nur als Urlauber und Geschäftsmänner. Aber z.B. nur ein geografisches Stückchen weiter, die Vietnamnesen, wurden in der DDR nach Fall der Mauer massiv angefeindet. Weil die waren als Flüchtlinge da und das weckt Teilungsängste.

Oder aktuell wird von der CDU gegen die SSW, die Partei der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein, mobil gemacht. Nach dem Motto: Wo kämen wir den hin, wenn man uns die Abkömmlinge von Ausländern etwas in der Politik zu sagen hätten!?


Ich glaube daher, dass Vorbehalte gegenüber Ausländern meist auf kulturellen Verhaltensmustern beruhen.

Nach welchen Kriterien die "Opfer" ausgewählt werden: ja. Aber wen es dann tatsächlich trifft, hängt nicht von der kulturellen Beziehung ab, sondern meistens von der sozialen/wirtschaftlichen.
Die Chinesen sind uns kulturell wohl kaum näher als die Vietnamnesen. Und bei den Kriegsflüchtlingen aus Ex-Yugoslawien will man auch alle schnellstens wieder loswerden - egal ob muslimisch oder nicht.
Und Frankreich ist uns heute kulturell auch nicht näher als vor 1945. Trotzdem versteht man sich heute gut und früher hat man sich jahrhunderte lang gehaßt.

Oder die ewige Problembeziehung: Deutscher und Jude (mal ignorierend, das sich das eigentlich gar nicht ausschließt). In Deutschland wurden Resistenments gegen Juden meistens auf zwei Arten begründet: religiös oder wirtschaftlich.

Das religiöse Argument ist, dass angeblich die Juden vor 2000 Jahren den damals angeblich lebenden Jesus hinrichten lassen wollten.
Dieses Argument ist komplett für den Arsch. Erstens ist es Schwachsinn, ausgerechnet Jesus, der immer Versöhnung gepredigt hat, als Argument für Gewalttätigkeiten herzunehmen und zweitens ist keiner, der heute lebt, für etwas verantwortlich, das vor 2000 Jahren passiert ist.

Das wirtschaftliche Argument war früher der klassische jüdische Wucherer. Der gute Deutsche leiht Geld bei ihm, kann es nicht zurückzahlen, als wird er sauer.
Das ist schlechter Stil, aber im gewissen Sinne ist es nachvollziehbar, dass man den nicht mag, dem man Geld schuldet.
Heutzutage geht das wirtschaftliche Argument hin zur zionistischen Weltverschwörung. Und da ist es wie alles paranoide: Wer's glaubt, der glaubt's und der Rest halt nicht.


Des Staates Aufgabe soll es sein alle Menschen - idealerweise mit interkulturellem Feingefühl - die Werte und Normen Deutschlands nahe zu bringen. Werden interkulturelle Probleme, die im Treppenhaus beginnen und bei Aldi aufhören, verniedlicht oder schön geredet, führt dies dazu, dass es weiten Teilen der Bevölkerung in Deutschland kaum gelingt zwischen gefährlichem Islamismus und ungefährlichem, zu förderndem Islam trennscharf zu unterscheiden.

Aber woher kommen denn diese Probleme? Beruhen die wirklich auf den Erfahrungen der Individuen oder sind dann nicht vielmehr Gedanken, die von übergeordneter Stelle, z.B. Parteien, gepflanzt und gedüngt werden?


Es ist schlicht und einfach falsch zu behaupten Ausländerfeindlichkeit sei die Schuld rechter Politiker. Es gibt Unterschiede zwischen den Kulturen - wer das nicht begreift, überlässt die Aufarbeitung der Probleme mit den Ausländern genau diesen rechten Politikern.

Unterschiede zwischen Kulturen sind kein Grund einander zu hassen. Da gehört schon jemand dazu, der mittels diesen Unterschieden Ängste und Hass erzeugt.


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Seelig sind die, die da arm an Geist sind, denn sie werden sich Christlich Soziale Union nennen.

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Von: Mohammad_Deutschland (Rang: Neuling)   Beiträge: 5
Mitglied seit: 18.02.2005
Geschrieben am: 24.02.2005 um 01:07 (3026 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Am 2005-02-23 14:45 hat Bodo geschrieben:

Hallo

Am 2005-02-23 02:04 hat Mohammad_Deutschland geschrieben:

Die Vorbehalte stammen eher daher, dass Interessengruppen, z.B. konservative/recht politische Parteien, versuchen durch diese angeblichen Unterschiede zu polarisieren. Dabei werden Scheingründe geliefert, die dann als Rechtfertigung dienen, tieferliegende Motivationen zu verschleiern.

Entsprechend schwach ist häufig auch die Argumentation. Hasst man die Ausländern nun, weil sie nichts arbeiten oder doch lieber gerade weil sie arbeiten einem die Arbeitsplätze wegnehmen? Egal - hauptsache gehasst.

Da stimmt so nicht. Die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland spiegelt immer mehr weltzivilisatorische Auseinandersetzungen wieder. Es geht ja kaum noch um den Schweden, Franzosen, Brasilianer oder Chinesen. Die latente, noch oft gewissensbedeckte Ausländerfeindlichkeit rührt doch in den meisten Fällen von islamischen Kukturkreisen her, die Moscheen in der Nachbarschaft bauen etc.

Das mag in den vergangenen Jahren hinzugekommen sein, vor allem Dank dem 11.9.

Aber das Prinzip ist ähnlich und lauert überall da, wo Gruppen als Gefahr oder Bedrohung wargenommen werden. Chinesen kennt man hier nur als Urlauber und Geschäftsmänner. Aber z.B. nur ein geografisches Stückchen weiter, die Vietnamnesen, wurden in der DDR nach Fall der Mauer massiv angefeindet. Weil die waren als Flüchtlinge da und das weckt Teilungsängste.

Oder aktuell wird von der CDU gegen die SSW, die Partei der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein, mobil gemacht. Nach dem Motto: Wo kämen wir den hin, wenn man uns die Abkömmlinge von Ausländern etwas in der Politik zu sagen hätten!?

Stimmt eigentlich.
Dennoch trägt die Ausländerfeindlichkeit, die auf kulturellen und religiösen Unterschieden beruht, eine viel höhere Gefahr mit sich als eine auf wirtschaftlichen Faktoren basierende Ausländerfeindlichkeit, da die Wirtschaft variabel ist, kulturelle und besonders religiöse Vorstellungen hingegen eher einen absoluten Charakter tragen - oder etwa nicht?



Ich glaube daher, dass Vorbehalte gegenüber Ausländern meist auf kulturellen Verhaltensmustern beruhen.

Nach welchen Kriterien die "Opfer" ausgewählt werden: ja. Aber wen es dann tatsächlich trifft, hängt nicht von der kulturellen Beziehung ab, sondern meistens von der sozialen/wirtschaftlichen.
Die Chinesen sind uns kulturell wohl kaum näher als die Vietnamnesen. Und bei den Kriegsflüchtlingen aus Ex-Yugoslawien will man auch alle schnellstens wieder loswerden - egal ob muslimisch oder nicht.
Und Frankreich ist uns heute kulturell auch nicht näher als vor 1945. Trotzdem versteht man sich heute gut und früher hat man sich jahrhunderte lang gehaßt.

Oder die ewige Problembeziehung: Deutscher und Jude (mal ignorierend, das sich das eigentlich gar nicht ausschließt). In Deutschland wurden Resistenments gegen Juden meistens auf zwei Arten begründet: religiös oder wirtschaftlich.

Das religiöse Argument ist, dass angeblich die Juden vor 2000 Jahren den damals angeblich lebenden Jesus hinrichten lassen wollten.
Dieses Argument ist komplett für den Arsch. Erstens ist es Schwachsinn, ausgerechnet Jesus, der immer Versöhnung gepredigt hat, als Argument für Gewalttätigkeiten herzunehmen und zweitens ist keiner, der heute lebt, für etwas verantwortlich, das vor 2000 Jahren passiert ist.

Das wirtschaftliche Argument war früher der klassische jüdische Wucherer. Der gute Deutsche leiht Geld bei ihm, kann es nicht zurückzahlen, als wird er sauer.
Das ist schlechter Stil, aber im gewissen Sinne ist es nachvollziehbar, dass man den nicht mag, dem man Geld schuldet.
Heutzutage geht das wirtschaftliche Argument hin zur zionistischen Weltverschwörung. Und da ist es wie alles paranoide: Wer's glaubt, der glaubt's und der Rest halt nicht.


Des Staates Aufgabe soll es sein alle Menschen - idealerweise mit interkulturellem Feingefühl - die Werte und Normen Deutschlands nahe zu bringen. Werden interkulturelle Probleme, die im Treppenhaus beginnen und bei Aldi aufhören, verniedlicht oder schön geredet, führt dies dazu, dass es weiten Teilen der Bevölkerung in Deutschland kaum gelingt zwischen gefährlichem Islamismus und ungefährlichem, zu förderndem Islam trennscharf zu unterscheiden.

Aber woher kommen denn diese Probleme? Beruhen die wirklich auf den Erfahrungen der Individuen oder sind dann nicht vielmehr Gedanken, die von übergeordneter Stelle, z.B. Parteien, gepflanzt und gedüngt werden?


Es ist schlicht und einfach falsch zu behaupten Ausländerfeindlichkeit sei die Schuld rechter Politiker. Es gibt Unterschiede zwischen den Kulturen - wer das nicht begreift, überlässt die Aufarbeitung der Probleme mit den Ausländern genau diesen rechten Politikern.

Unterschiede zwischen Kulturen sind kein Grund einander zu hassen. Da gehört schon jemand dazu, der mittels diesen Unterschieden Ängste und Hass erzeugt.

Unterschiede sind natürlich kein Grund einander zu hassen. Aber Unterschiede können die Ursache von Konflikten sein. Das soll bedeuten: Wenn alle Hindus ihre Leichen in den Rhein schmeißen, käme es zu Konflikten. Obgleich sich Hindus und christliche Rheinbewohner nicht angefeindet hatten, kommt es manchmal zwangsläufig zum Konflikt aufgrund kultureller Unterschiede. Dies müssen wir in unserer aufgeklärten Gesellschaft erkennen, nicht die Augen verschließen - um schließlich in einem respektvollem Diskussionsrahmen Hindus und Christen an einen Tisch zu bringen. Würde man diesen Konflikten, die mit der Einwanderung zusammenhängen, nur halbherzig begegnen bietet man den Populisten Nahrung, die von den aufgestauten, oft unterdrückten Emotionen der einheimischen Bevölkerung leben.






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Es lebe der Unterschied.

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