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mehr-demokratie-wagen.de Forum Index >> Die Gesellschaft >> Machtfaktor Mutterliebe

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1. DogInstinkt, 13.09, 20:50 (Start)  *
  2. Bodo, 14.09, 15:00 (1)  *
    3. Sonnenblume, 17.09, 22:49 (2) 
      4. Bodo, 18.09, 01:57 (3) 
        5. Sozialist, 06.10, 19:13 (4) 

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Angezeigtes Thema: 'Machtfaktor Mutterliebe'
Beitrag Nummer 1 plus eine Antwort

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Von: DogInstinkt (Rang: Neuling)   Beiträge: 15
Mitglied seit: 20.07.2002
Geschrieben am: 13.09.2002 um 20:50 (2924 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Die Liebe der Eltern zu ihren Kindern erfreut sich im allgemeinen Wunschdenken einer idiotischen Überwertung, die einzig vielleicht noch vom Märchen der ewigen Liebe zwischen den Geschlechtern übertroffen wird. Der fromme Wunsch, die blanke Illusion verspricht mehr als die reale zwischenmenschliche Beziehung halten kann. Hoch verehrt und laut gepriesen kommt vor allem die Mutterliebe daher. Hierin gepflegt wird das Idealbild einer Mutter, die sich fürsorglich und treuherzig für die Kinder aufopfert, damit sie keinen Mangel erleiden. Mütter wollen stets unser Bestes, soll uns glauben gemacht werden. Nicht immer ist jedoch das Beste für sie auch das Beste für uns. Wer allen mütterlichen Ratschlägen folgt, kann überall hingelangen, nur nicht unbedingt auf einen grünen Zweig.

Nehmen wir als Beleg ein Beispiel der herberen Art: Ein Beitrag in der Beilage "Moderne Zeiten" des Kölner Stadtanzeigers Anfang August beleuchtet Gedanken, Empfindungen und Reaktionen dreier Mütter von palästinensischen Selbstmord-Attentätern. Die erste Mutter versucht sich über den Verlust des geliebten Sohnes hinwegzutrösten, in dem sie sich an den irrwitzigen Glauben klammert, die Opfer seines Selbstsprengkommandos seien allesamt israelische Soldaten und Geheimdienstler gewesen. In bitterer Wahrheit, der sie sich verzweifelt verweigert, riss ihr Sohn mit seiner Heldentat nur unschuldige Zivilisten mit in den Tod, darunter eine Großmutter und deren Enkelkind.

Die zweite Mutter verzichtet auf derlei Selbstverblendung. Sie klagt die Al-Aksa-Brigaden offen an, ihr ihren Sohn geraubt zu haben. Sie bedauert, dass sie während der Vorbereitungsphase auf das Attentat nicht mehr mit ihm sprechen konnte, sonst hätte sie es ihm ausgeredet. Eine natürliche, vernünftige Reaktion.

Nun zu Mutter Nr.3, dem wahrhaftig schwersten Fall: Sie hat ihren Sohn systematisch mit auf das Attentat vorbereitet und war dabei, als das Abschiedsfoto, das allen Selbstmordkämpfern zusteht, geschossen wurde. Als ihr die Nachricht vom guten Gelingen der Heldentat ihres Sprößlings überbracht wird, fällt ihr eine Zentnerlast Bomben vom Herzen. Der liebe Junge hat es geschafft und ist nicht, wie sie anfänglich befürchtet, nur verwundet oder gar verhaftet worden. Das hätte Schande über die Familie gebracht. Allah sei Dank gelang die heilige Mission, an deren Ende von ihm und anderen nur Fetzen blieben. Die Mutter erlebt dadurch so etwas wie den Höhepunkt ihres grauen Mittelschicht-Daseins. Stolz und streng posiert sie mit dem Foto ihres Märtyrers vor der Kamera. Eine fleischgewordene Heiligenstatue. Endlich kann sie etwas Beeindruckendes vorweisen, etwas, das ihren gesellschaftlichen Status enorm aufwertet. Dafür durfte das "eigene Fleisch und Blut" ruhig geopfert werden.

"Nun ja", wird der konservativ-liberale deutsche Anstandsphilister meinen, "da kann man sehen, wohin religiöser Fanatismus in solch unterentwickelten Gebieten wie dem Gaza-Streifen führt. So was ist bei uns im zivilisierten Westen undenkbar!" Ach ja? Wurde nicht vor nicht allzu langer Zeit der eigene Nachwuchs mit fliegender Fahne und inbrünstigem Stolz erst für Kaiser und etwas später für Führer, Volk und Vaterland an der Front verheizt? Wenn er dann fiel, war das zwar tragisch, jedoch für nicht wenige Mütter der bürgerlichen Gesellschaftsschichten das kleinere Übel. Es hätte schlimmer kommen können: Fahnenflucht, Befehlsverweigerung, Verrat am Vaterland. Dann lieber tot, bevor das Ansehen der Familie Schaden nimmt.
Ist diese Form von Mutterliebe besser als diejenige der palästinensischen Märtyrer-Mutter? Der Nachwuchs dient als bloßes Zweckmittel, dessen Verheizung zur Befriedigung der eigenen Geltungssucht willig in Kauf genommen wird. Dieses Prinzip gilt auch heute in der hypermodernen westlichen Nachkriegsgesellschaft. Es mag nicht so offen zutage treten, wie in Palästina oder vergleichbar unterentwickelten Regionen. In seiner Konsequenz ist es kaum weniger brutal und zynisch: Im Land der Erfinder und Zerschinder von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten, USA, gibt es Eltern, die ihren trotzköpfigen Nachwuchs in militärische Erziehungscamps, sog. "boot camps" schicken. Eine Mutter meinte gegenüber "Spiegel-TV", sie wolle, dass ihre Tochter ihr Potenzial vollkommen ausschöpfe. Also wieder einmal nur das Beste fürs liebe Kind. Fragt sich, ob nach dem harten Drill, der so weit geht, dass die Jugendlichen angehalten werden, ihre Tränen herunterzuschlucken, noch viel zum Ausschöpfen bleibt, abgesehen von leeren Köpfen und kaputten Psychen.

Zum Schluss schaut das Potenzial trübe aus der Wäsche. Macht nichts. Hauptsache, Daddy und besonders Mummy sind stolz auf ihr kleines Psychopathenbündel. In unseren Breitengraden wurden bisher noch keine "boot camps" gesichtet. Nichtsdestoweniger droht moralischer Druck bis hin zu Psychoterror allen Mittelschichtskindern, die es wagen, aus der Reihe zu tanzen und nach allem anderen als Einkommen, Karriere und Status zu streben. Allen voran setzt es Schelte von Frau Mama. Schließlich stehen zum einen Familienehre und persönliches Ansehen auf dem Spiel. Was soll sie beim obligatorischen Kaffeeklatsch vorweisen, wenn das Gespräch auf die Werdegänge des Nachwuchses kommt? Zum anderen wächst die Furcht, dass die Brut nicht flügge wird und einem auf der Tasche liegt. Auf solchem Mist gedeihen Vorschläge wie, er oder sie solle zum Arbeitsamt gehen und sich bereit erklären, jede Arbeit anzunehmen. Wie viele junge Menschen lassen sich bewusst oder unbewusst mit den Ängsten der Eltern deren Berufswünsche aufzwingen und üben später eine Tätigkeit aus, die ihnen keine Freude bereitet, führen ein Leben, das sie gar nicht führen wollen? Hauptsache Geld, Hauptsache Dazugehören?
Gerade in den angepassten Mittelschichten mit ihrer ausgeprägten Mentalität zur Wahrung des eigenen Besitzstandes neigt die Mutterliebe dazu, uns Selbstverleugnung bis hin zur Selbstzerstörung aufzuzwingen. Von klein auf bekommen wir hier die Normen und Werte einer kranken Gesellschaft gleichsam mit der Muttermilch verabreicht. Sie ist wie vergiftetes Wasser, das man trinken muss, weil man sonst verdurstet. Und so trägt man das Gift für den Rest seiner /ihrer Tage mit sich herum, wird zum Anpasser, Untertanen, Werkzeug, psychischen Wrack oder gar zum Mörder, schafft man beizeiten nicht den Ausstieg aus dem bürgerlichen Lebenslauf. Zur Freude der Machteliten, die daraus ihre Vorteile ziehen. Sie finden in der bürgerlichen Mutterliebe eine treue Dienerin, die ihren Teil zur Erhaltung ungerechter Verhältnisse weltweit beiträgt, in dem sie ihren Nachwuchs an den Kriegs- und Arbeitsfronten dieser Welt verheizen lässt. Sie hätte die Macht, diesen Wahnsinn zu beenden. Leider macht sie nur in wenigen Fällen davon Gebrauch.

Selten genug werden Kinder zu selbstbewussten und selbstständig denkenden und handelnden Individuen erzogen, denen man attestieren kann, demokratisch mündig zu sein, erkennbar daran, dass sie sich von reichen und mächtigen Eliten nicht für dumm verkaufen lassen. Mütter, deren Erziehung in diese Richtung geht, hätten sich das Mutterverdienstkreuz redlich verdient. Dem Rest bleibt auf Grund seiner erzieherischen Handlangerdienste an einem kranken, maroden System, nur eines zu empfehlen: Das Müttergenesungswerk.
Mamasöhnchen



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Antworten:
Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 14.09.2002 um 15:00 (3974 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Am 2002-09-13 20:50 hat DogInstinkt geschrieben:

[Die drei Mütter]
Die innere Motivation der Mütter ist eigentlich sehr ähnlich: Sie wollen, daß ihr Kind etwas tut, worauf die Mütter stolz sein können. Ich denke, daß wollen die meisten Eltern.
Der Unterschied liegt dann nicht in der Beziehung Mutter-zu-Kind sondern in der Beziehung Mutter-zu-Umwelt. Nämlich: was empfindet die Mutter als eine Tat ihres Kindes, auf die sie stolz sein kann.
Ähnlich ist es bei der direkter mit der Mutterliebe verbundenen Frage: Was ist für mein Kind das beste. Denn was gut ist und was schlecht ist, ist wieder eine Frage der persönlichen Moral und die ist für einen Anhänger des heiligen Krieges eine andere als für einen weltlichen Yuppie oder für die barmherzigen Schwestern.
Liebe heißt eben nicht immer umsorgen und verhätscheln, sondern sie kann auch opfern bedeuten.

_________________
Seelig sind die, die da arm an Geist sind, denn sie werden sich Christlich Soziale Union nennen.

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