Angezeigtes Thema: 'Kindesmissbrauch lebt von der Tabuisierung'
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Von: revolutionsound (Rang: Moderator)   Beiträge: 3739
Mitglied seit: 18.02.2002
Geschrieben am: 23.08.2002 um 13:22 (2050 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Am 2002-08-23 01:29 hat Bodo geschrieben:

Am 2002-08-22 18:33 hat revolutionsound geschrieben:

Warum wird das Thema tabuisiert? Folgende Antworten sind u.a. denkbar:

- Gefahr des Rufmordes
- Geschichte könnte erfunden sein
- Eine Thematisierung wird verhindert
- Wer rechnet schon damit?[/list]

Die ersten zwei Probleme sind in der Tat vorhanden. Das sind aber keine Gründe das Thema zu tabuisieren. Man braucht keine konkreten Fälle um den zweifellos stattfindenden sexuellen Missbrauch von Kindern in den Köpfen präsent zu halten.

Eine ständige Thematisierung ist absolut wichtig.
Zu den letzten beiden Punkten der Liste: es kommt immer wieder vor, dass Personen in leitenden Positionen von Organisationen, die mit Kindern zu tun haben, beispielsweise eine Betreuung oder eine Hilfsorganisation, Täter sind. Die Gefahr ist da, dass das passiert, und es ist auch naheliegend: sie haben an solchen Orten leichter Zugriff.

Alleine das Thema präsent zu halten zwingt die Täter dazu sich mit sich selbst über ihre Taten auseinanderzusetzen.

Bei Zutagetreten der Vorkommnisse spätestens werden sie einen Weg einschlagen müssen.

Andererseits kann man sich die Fragen stellen:

- Warum sollte ein kleines Kind solch eine Geschichte erfinden (leider bringen es kleine Kinder oft sehr spät zur Sprache)

Nicht die Kinder erfinden es, sondern die Erwachsenen implementieren es ihnen.

In Gesprächen mit Tätern wollten sie mir 'unter die Nase binden', dass noch mehr Kinder etwas 'erfinden' könnten. Die Kinder können in ihrem jungen Alter die Vorgänge nicht einordnen. Von einer Aufarbeitung wollten die Täter abraten. Nun, der Fall, von dem ich hier rede, ist ein Netzwerkfall. Jedoch hatten die Kinder sehr viel Vertrauen zu den Personen...
Erklär mal, wie du das mit dem implementieren meinst.

Ist z.B. bei Scheidungsfällen wenn es um das Sorgerecht geht sehr beliebt.
Und es gibt Vereine, die geradezu darauf spezialisiert sind Missbrauch zu "entdecken".

- Ist jemand schon zuvor etwas in der Richtung aufgefallen?[*]...[/list]

Meistens die Eltern der Täter )-;

Ja. Wahrscheinlich haben sie bemerkt, dass die betreffende Person dem Kind ein Tick zu nahe kommt, oder irgendwas seltsames zwischen der betreffenden Person und dem Kind ist, beispielsweise...


_________________
Die Justiz der Justiz ist das Volk.

[ Geändert von revolutionsound am 23.08.2002 ]

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Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 23.08.2002 um 14:47 (2051 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Am 2002-08-23 13:22 hat revolutionsound geschrieben:

Alleine das Thema präsent zu halten zwingt die Täter dazu sich mit sich selbst über ihre Taten auseinanderzusetzen.

Bei Zutagetreten der Vorkommnisse spätestens werden sie einen Weg einschlagen müssen.

Ich denke, es hilft auch schon dann, wenn es nicht zu Tage kommt. Es macht es schwieriger zu ignorieren, daß das, was man tut, falsch ist.


- Warum sollte ein kleines Kind solch eine Geschichte erfinden (leider bringen es kleine Kinder oft sehr spät zur Sprache)

Nicht die Kinder erfinden es, sondern die Erwachsenen implementieren es ihnen.
In Gesprächen mit Tätern wollten sie mir 'unter die Nase binden', dass noch mehr Kinder etwas 'erfinden' könnten. Die Kinder können in ihrem jungen Alter die Vorgänge nicht einordnen.

Das ist auch in der Tat sehr schwierig. Eltern und Kind haben meistens eine so imtime Beziehung, daß viele Vorgaenge nicht so einfach einzuordnen sind. Es ist nun mal nicht unbedingt etwas sexuelles, wenn ein Vater seine Tochter küßt und zur Saeuglings- oder Kinderpflege gehört auch mal der Griff an intime Körperteile.
"Und hat der Papa dich mal da unten angefaßt?"
"ja."
quot erat demonstrandum.

Arbeitest Du in dem Bereich?


Von einer Aufarbeitung wollten die Täter abraten.

Da gilt es zu beachten, ob das Kind den Übergriff auch als sexuelle Belästigung empfunden hat. Es ist eben ein Unterschied zwischen dem, was im Kopf des Täters passiert und dem, wie das Kind es erlebt. Hat das Kind es nicht als Übergriff erlebt und trägt keine daraus resultierenden Schäden, halte ich eine Aufarbeitung MIT den Kindern nicht für nötig.
Wenn allerdings Täter da plötzliche eine solche Rücksichtsnahme gegenüber ihren Opfern an den Tag legen, liegt es ihnen wohl eher am Schutz ihrer selbst als am Schutz der Opfer. Seitens der Täter sollte unbedingt eine Aufarbeitung stattfinden.


Erklär mal, wie du das mit dem implementieren meinst.

Du hast sicher mal miterlebt, wie Eltern ihre Kinder erziehen. Wie neues Wissen vermittelt wird, wie Benimmregeln ("Spiel nicht mit dem Essen!") eingepflanzt werden etc. Kinder sind keine fertigen Persönlichkeiten, sondern sie werden durch ihr Umfeld geformt. Sie unterscheiden nicht zwischen Realitaet und Fantasy (Weihnachtsmann, Osterhase und die Teletubbies), erkennen keine Lügen, wissen nichts von Ethik, denken kaum logisch.
Sie übernehmen einfach das, was Ihnen die Umwelt vormacht.
Letztes Jahr waren wir auf Urlaub bei der Cousine meiner Freundin. Diese hat u.a. einen drei-jährigen Sohn. Das war total faszinierend zuzusehen, wie da eine regelrechte Programmierung stattgefunden hat. Wenn dies ist, dann tue das etc. Und das dann wiederholen, wiederholen, wiederholen. Bis das Kind es verinnerlicht hat.
Das ist implementieren, besser noch dressieren.
Und das funktioniert nicht nur mit dem Zähneputzen und dem Halten der Gabel, sondern auch mit wahrscheinlich allem anderen inklusive dem Glauben, daß man missbraucht wurde.


- Ist jemand schon zuvor etwas in der Richtung aufgefallen?[*]...[/list]

Meistens die Eltern der Täter )-;

Ja. Wahrscheinlich haben sie bemerkt, dass die betreffende Person dem Kind ein Tick zu nahe kommt, oder irgendwas seltsames zwischen der betreffenden Person und dem Kind ist, beispielsweise...

Was ich meinte ist, dass Personenen, die missbrauchen, meistens selbst in ihrer Kindheit missbraucht wurden - und meistens geschieht das durch die eigenen Eltern.


_________________
Seelig sind die, die da arm an Geist sind, denn sie werden sich Christlich Soziale Union nennen.

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