Angezeigtes Thema: 'Wie definiert man Minderheiten und wozu tut man dies?'
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Von: schwarzbart (Rang: Teilnehmer)   Beiträge: 35
Mitglied seit: 26.09.2002
Geschrieben am: 28.09.2002 um 08:39 (2180 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
jippieaie schweinebacken,

wenn wir fragen : wer ist minderheit, ergibt sich zwingend die gegenfrage ; wer ist mehrheit und: wie definiert oder formiert sie sich ? und da kommt dann die fiese variante ins spiel. : die mehrheit, das sind die normalen, und die anderen sind anders, irgendwie. zum beispiel behinderte ...
dabei ist klar, dass derlei schräge kategorisierungen bestenfalls prädemokratisch sind. warum ? nun, in einer demokratie ist höchstes rechtsgut die freiheit des individuums. wenn das aber so ist , dann sind eben alle individueen und insofern individuell. damit entfällt der mehrheits- respektive normalitätsbegriff, denn das anderssein ist der normalfall (arbeitslos, kadettfahrer, 3kinder). der interessante randaspekt dieser überlegung : behinderte sind nicht behindert, sondern werden es durch eine umgebung , die explizit nur für "normale" gemacht ist.

schwarzbart

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Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 28.09.2002 um 12:26 (2182 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Am 2002-09-28 08:39 hat schwarzbart geschrieben:

dabei ist klar, dass derlei schräge kategorisierungen bestenfalls prädemokratisch sind. warum ? nun, in einer demokratie ist höchstes rechtsgut die freiheit des individuums.

Das sind zwei Paar Stiefel: einmal die Einteilung in Gruppen und einmal der Umgang mit den Gruppen. Und für letzteren kann die Einteilung, guten Willen vorausgesetzt, sogar von Vorteil sein, weil so ein gezielterer Umgang möglich ist


wenn das aber so ist , dann sind eben alle individueen und insofern individuell. damit entfällt der mehrheits- respektive normalitätsbegriff, denn das anderssein ist der normalfall (arbeitslos, kadettfahrer, 3kinder). der interessante randaspekt dieser überlegung : behinderte sind nicht behindert, sondern werden es durch eine umgebung , die explizit nur für "normale" gemacht ist.

Das mag mal richtiger sein, mal Fälscher. Viele Behinderung mögen zwar erst durch den Vergleich mit einem Nicht-Behinderten (oder der Mehrheit) markant werden, aber vorhanden sind sie immer. Das ist z.B. an der nur eingeschränken Überlebensfähigkeit ohne Betreuung oder technischer Hilfsmittel zu erkennen. Das gilt nun zugegeben nicht für jede Behinderung, aber ich denke, für viele Fälle läßt sich etwas finden, woran auch ein vollkommen unbedarfter Beobachter (E.T.) erkennen kann, daß hier etwas nicht ganz korrekt läuft, weil es nicht funktionieren würde, wenn alle so wären.

So, ich muß jetzt los und mir einen Rollstuhl, aeh DVD-Player, besorgen (-;

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Von: Mr_Ed (Rang: Neuling)   Beiträge: 1
Mitglied seit: 26.09.2002
Geschrieben am: 28.09.2002 um 12:36 (2285 mal angezeigt)   ( 2. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Am 2002-09-28 08:39 hat schwarzbart geschrieben:

jippieaie schweinebacken,

wenn wir fragen : wer ist minderheit, ergibt sich zwingend die gegenfrage ; wer ist mehrheit und: wie definiert oder formiert sie sich ? und da kommt dann die fiese variante ins spiel. : die mehrheit, das sind die normalen, und die anderen sind anders, irgendwie. zum beispiel behinderte ...
dabei ist klar, dass derlei schräge kategorisierungen bestenfalls prädemokratisch sind. warum ? nun, in einer demokratie ist höchstes rechtsgut die freiheit des individuums. wenn das aber so ist , dann sind eben alle individueen und insofern individuell. damit entfällt der mehrheits- respektive normalitätsbegriff, denn das anderssein ist der normalfall (arbeitslos, kadettfahrer, 3kinder). der interessante randaspekt dieser überlegung : behinderte sind nicht behindert, sondern werden es durch eine umgebung , die explizit nur für "normale" gemacht ist.

schwarzbart


da gebe ich dir recht.
grund für die "ausgrenzung"(vielleicht etwas übertrieben) von sog. Minderheiten ist die arroganz der sog. mehrheit, die sich echt was darauf einbildet, "normal" zu sein.
Seltsam mutet es da an, dass es, verfolgt man den Gedanken Bodos weiter, ja auch minderheiten im positiven Sinne gibt. z.B. Spitzensportler oder was weiss ich was.

Doch ich glaube, es gibt gewissermaßen primäre und sekundäre minderheitsmerkmale (satan, jetzt wird's akademisch )
wobei primäre merkmale eindeutig religion, kulturelle merkmale und damit leider auch das aussehen sind. danach ist es gesellschaftlich legitim, minderheiten auszumachen und schief anzugucken oder gar zu benachteileigen. also, z.B. den behinderten im rollstuhl, den türken mit schwarzen haaren, markanter nase und schnauzbart oder den juden mit seiner kappe(wort ist mir entfallen), um nur mal ein paar besonders platte aber gängige klassifizierungen darzubringen.
sekundäre wären dann sowas wie der geschiedene pizzabote mit 2 unehelichen gören. oder...so...
wobei ich mich echt schon mal gefragt habe, warum jemand, der probleme mit einem türkischen mitbürger hat, sagt: "scheiss türken", und nicht "scheiss schwarzhaarige" oder "scheiss 1.80 meter grosse männer zwischen 20 und 25 jahren". aber das ist wohl einfach so gewachsen. der preis des nationalstolzes quasi

andererseits muss man sich fragen, ob sich gewisse *politisch korrektes wort such* ähh.. gruppierungen nicht auch selbst zur minderheit machen, wobei sich da nun wieder die frage stellt, ob diese menschen zuerst diskriminiert wurden und das den ausschlag für ihre abgrenzung gegeben hat oder andersrum. henne oder ei sozusagen.
d.h. vielleicht machen sie sich gar nicht bewusst zur minderheit, sondern leben, beim beispiel des muslims, nur ihre kultur, gemischt mit unserer weiter und unterschätzen dabei das "minderheitenpotenzial" der gesellschaft.
wahrscheinlich brauchen die leute einfach minderheiten, um ihre eigenen probleme zu übertünchen und sich abzugrenzen, vielleicht brauchen sie auch das bewusstsein, dass da jemand unterlegenes, schwächeres ist, der vielleicht partiell auf sie angewiesen ist.

Uiuiuiuiui

Prost !

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Nichts ist schwerer und nichts
erfordert mehr Charakter,
als sich im offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden
und laut \

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