Angezeigtes Thema: 'Wie definiert man Minderheiten und wozu tut man dies?'
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Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 25.07.2002 um 02:52 (2217 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Am 2002-07-17 10:48 hat Kunstguerilla geschrieben:

Genau. Nur das in meinem Beispiel gar nicht an ihm anders wäre, sondern ihn nicht jemand als anders dargestellt hätte.

Das ist aber unwissenschaftlicher Schmarrn :) Nenne mir ein Minderheit, die man als solche bezeichnet, obwohl sich deren "Mitglieder" äußerlich nicht von der Mehrheit unterscheiden.

Mein lieber Herr. Es ging bei dieser Versuchs-Idee genau darum festzustellen, ob Mitglieder von Minderheiten diskriminiert werden, weil man sie zu Mitgliedern erklärt.


Die Menschen richten das Augenmerk aber automatisch auf äußere Eigenschaften. So ist er eben. Als ich mal, lange, lange ist es her, in meiner Heimatstadt mit Oberlippenbart und längeren Haaren unterwegs war, haben mir ein paar deutsche Jugendliche von der anderen Straßenseite aus "Scheiß Türke!" zugerufen. So "einfach" funktioniert ist.

Und das, wo Du doch gar nicht Türke bist. Das muß man sich mal vorstellen!!
Ganz schön gemein. Das könnte natürlich nicht mehr passieren, wenn Türken ein unverwechselbares Merkmal tragen müßten! <-:


Betrachte ich sie aber als Minderheit, dann mache ich damit ihre Hautfarbe zu ihrer wesentlichsten Eigenschaft was doch nicht im Interesse der betroffenen sein kann.

Ach Bodo, es geht doch nicht um Dich oder mich.

Ei sicher nicht. Aber vielleicht kommt doch mal einer auf die Idee eine Minderheit zu konstruieren, die uns mit einschließt.
Da möcjte ich doch vorher wissen, wie es dazu kommen kann.


Nein. Sondern als die, die den Rassisten zeigen, wo die Ziele sind.

Irgendwie bekommst Du nicht die Kurve :D Ich muss einem Nazi-Skinhead nicht einen Schwarzen zeigen und dann sagen: "Du, schau mal, der ist anders wie Du, hau dem mal eine auf die Mütze". Das kriegt der tatsächlich selbst geregelt.

Meinst Du? Ein Rassist wird ja auch irgendwie (Familie, Schuldfreunde etc.) an den Rassismus herangeführt. Und dabei lernt er Menschen aufgrund der Kriterien zu sortieren, die Minderheiten definieren. Kriterien, die die gesamte Gesellschaft ihm vermittelt.

_________________
Ende.

[ Geändert von Bodo am 25.07.2002 ]

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Von: Kunstguerilla (Rang: Moderator)   Beiträge: 508
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 25.07.2002 um 10:31 (2205 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Huhu!

Am 2002-07-25 02:52 hat Bodo geschrieben:

Nenne mir ein Minderheit, die man als solche bezeichnet, obwohl sich deren "Mitglieder" äußerlich nicht von der Mehrheit unterscheiden.

Mein lieber Herr.

Da fehlt "Gesangsverein"

Es ging bei dieser Versuchs-Idee genau darum festzustellen, ob Mitglieder von Minderheiten diskriminiert werden, weil man sie zu Mitgliedern erklärt.

Ja, und ich sagen Dir, dass nein. Bzw. möglich, dass dem so wäre, aber es gibt keinen, der Minderheiten erklärt bzw. durch Erklärung schafft.

Als ich mal, lange, lange ist es her, in meiner Heimatstadt mit Oberlippenbart und längeren Haaren unterwegs war, haben mir ein paar deutsche Jugendliche von der anderen Straßenseite aus "Scheiß Türke!" zugerufen. So "einfach" funktioniert ist.

Und das, wo Du doch gar nicht Türke bist. Das muß man sich mal vorstellen!!
Ganz schön gemein.

Na ja, ich habe es überlebt, und ich sah damals ja wirklich wie ein Türke aus bzw. wie türkische Jugendliche damals aussahen:


Hahaha

Das könnte natürlich nicht mehr passieren, wenn Türken ein unverwechselbares Merkmal tragen müßten! <-:

Soweit kommt es hoffentlich nicht mehr.

Ei sicher nicht. Aber vielleicht kommt doch mal einer auf die Idee eine Minderheit zu konstruieren, die uns mit einschließt.
Da möcjte ich doch vorher wissen, wie es dazu kommen kann.

So gar nicht, aber das willst Du mir ja nicht glauben. Schau mal, kauf Dir eine Hütte auf Mallorca und lebe dort in "deutscher Manier", dann kannst Du hautnah erleben, was es heisst, Minderheit unter den Einheimischen zu sein.

Ich muss einem Nazi-Skinhead nicht einen Schwarzen zeigen und dann sagen: "Du, schau mal, der ist anders wie Du, hau dem mal eine auf die Mütze". Das kriegt der tatsächlich selbst geregelt.

Meinst Du?

Na klar, aber hallo. Xenophobie funktioniert doch (leider) einfach: Da ist jemand anders, also haue ich ihm auf den Hut. Das funktioniert seit Menschengedenken.

Ein Rassist wird ja auch irgendwie (Familie, Schuldfreunde etc.) an den Rassismus herangeführt.

Das kommt dann bei den "professionellen" Nazi-Skinheads hinzu, ja.

Und dabei lernt er Menschen aufgrund der Kriterien zu sortieren, die Minderheiten definieren. Kriterien, die die gesamte Gesellschaft ihm vermittelt.

Du verkopfst Dich da zu sehr. Was braucht es für Kriterien, um festzustellen, dass ein Angolaner anders ist, als der Rest der Leute im Rostocker Wohnsilo? Das Wort "xenophobie" stammt aus dem Griechischen und heisst schlicht Fremdenfeindlichkeit. Da genügen Kleinigkeiten, um einen Menschen in einer Gruppe Ähnlicher als fremd erscheinen zu lassen.

Besonders drastisch ist das z. B. bei hier geborenen Türken oder Schwarzen feststellbar. Die sind zwar wie gesagt hier geboren, leben seit Geburt in der deutschen Kultur (was immer das auch jeweils sein mag), sprechen perfekt Deutsch, haben einen deutschen Schulabschluss etc. pp. Dennoch sind sie in den Augen der Rassisten Fremde, weil sie anders aussehen, sich anders geben, einen anderen Glauben haben, andere Dinge essen etc.

Grüße, Andreas.

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Wir haben die Demokratie längst verschlafen, deshalb müssen wir
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