Angezeigtes Thema: 'Eher maessige Kritiken fuer Inszenierung 'Die FDP und der Zentralrat'.'
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Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 07.06.2002 um 11:53 (2963 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Am 2002-06-07 10:16 hat huflaikhan geschrieben:

Naja, ich hatte jetzt einiges anderes zu tun. Zum Beispiel sich mit Politischer Philosophie auseinandersetzen etc. Die Früchte werden hoffentlich noch wachsen.

Jetzt haben wir einen Profi dabei (-:


Er naehrt sich wie jeder andere Hass vor allem aus Unzufriedenheit und Neid. Die, die hassen, suchen sich ein Ziel und dafuer graebt man am besten das wieder aus, was frueher schon funktioniert hat. Der Jude hasst den Araber, die Emanze hasst den Mann, der Katholik den Evangelit (korrekt?) etc. Klisches und Traditionen.
Um Begruendbarkeit geht es nicht, weil die Leute ihren Frust loswerden wollen. Die hinterfragen nicht, ob es richtig ist ist, sie wollen, dass es so ist.
Fuer weitere Informationen schlag in einem Psychologie-Lexikon unter "Sündenbock" nach. Ist heutzutage keine sehr beliebte Theorie mehr, ich finde sie aber durchweg logisch und glaubhaft.

Das verstehe ich sofort. Aber ich verstehe es doch nicht. Vielleicht bin ich auch zu blöd. Wozu braucht wer überhaupt einen Sündenbock? Warum hasst wer wen. Wer zieht die Drähte, damit es so kommt? Von selbst hasst man für gewöhnlich anfangs doch niemanden, oder?

Das ist natuerlich eine viel schwierigere Frage als die, wer das Pech hat zu den Betroffenen zu gehoeren.
Ich denke, der Hass ensteht vor allem aus der Unzufriedenheit mit der eigenen Situation. Menschen, die zufrieden und ausgeglichen sind, neigen eher nicht dazu Aggressionen gegen ihre Mitmenschen auszubauen.

Hingegen hast Du es sicher auch schon selbst erlebt, dass es Situationen gibt, in denen man so auf die Palme geht, dass man am liebsten die ganze Welt erschlagen wuerde. Was dich abhaelt, ist die eigene Moral und die Gewissheit/Hoffnung, dass es wieder besser wird. Und wo diese Dinge nicht vorhanden sind, da gehen die Leute auf die Strasse, schlagen Telefonzellen ein, schlagen auf andere Menschen ein oder lassen sich als lebende Bombe in einem Bus hochgehen.

Und zum (vermeintlichen) Abbau dieses Frustes gibt es dann die Wege, die die Gruppe, der man angehoert, als passend errachtet. Der Autonome geht auf die Polizei los, der Polizist auf den Demonstranten und ich auf meine Zimmerwand (-:

Das ist meiner Meinung nach der Weg in den Hass. Wenn man dann erst mal drin ist, wird es meistens zum Selbstlaeufer. Dann braucht es keinen konkreten Grund mehr um mal einen "klatschen zu gehen".


Da muss ich Dir schon recht geben. Das ist auch ein Teil, warum ich die Diskussion so unwürdig finde. Da ist mir zu viel beleidigte Leberwurst drin.

Da bin ich aber froeh, dass ich das nicht als einziger so gedeutet habe!


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Von: Kunstguerilla (Rang: Moderator)   Beiträge: 508
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 08.06.2002 um 10:44 (3021 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Hi!

Am 2002-06-07 11:53 hat Bodo geschrieben:

Das ist natuerlich eine viel schwierigere Frage als die, wer das Pech hat zu den Betroffenen zu gehoeren.
Ich denke, der Hass ensteht vor allem aus der Unzufriedenheit mit der eigenen Situation. Menschen, die zufrieden und ausgeglichen sind, neigen eher nicht dazu Aggressionen gegen ihre Mitmenschen auszubauen.

Schon. Ok, ich verstehe (psychologisch, sonst nicht), dass ein wenig Intelligenter "den" Türken hasst, weil er mit ihm auf dem Arbeitsmarkt konkurriert (meint der Dumme und Uninformierte - Ausländer schaffen und sichern Arbeitsplätze im selben Maße, wie sie auch Arbeit "nehmen"). Aber wie kommt der Hass auf Juden zustande?
Historisch wurden die Juden zum Sündenbock im christlichen Europa durch vielerlei. Durch die schwachsinnige Agitation der katholischen Kirche, Juden hätten den Heiland ermordet (Jesus war Jude!); durch Arbeitsverbote für Juden, die dazu führten, dass sie die Geschäfte erledigen mussten, die Christen im Mittelalter verboten waren: und das waren Geschäfte mit dem schnöden Mamon (ein Wort aus dem Jidischen). Im Laufe der Zeit führte das natürlich dazu, dass Juden zu den Wohlhabenden zählten, weil sie im Zinsgeschäft - wie eh und je - satte Gewinne machten. Wenn also in früheren Zeiten antijüdische Stimmung aufkam, so ist auch da ein psychologisches Verständnis möglich, denn wer nichts hat, neidet es dem, der in rauen Mengen hat.

Aber heute! Wir haben wenige Hunderttausend Juden in Deutschland, in zahlreichen Städten leben überhaupt keine Juden. Nur in einigen größeren Städten gibt es Synagogen. Koshere Läden findet man nahezu nicht. Klezmer-Musik stuft man unwissend in den Bereich Ethno oder neudeutsch Worldmusik. Bar Mizwa, Chuzbe, Schmock sind Worte, die vor 70 Jahren zum deutschen WOrtschatz zählten, die heute aber kaum noch einer kennt.

Wie kann es also sein, dass man trotz der Vergangenheit und trotz der fehlenden persönlichen Begegnungen Juden hasst?!

[...]

Da bin ich aber froeh, dass ich das nicht als einziger so gedeutet habe!

Ist doch schön, wenn man nicht alleine ist

Grüße, Andreas.



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Wir haben die Demokratie längst verschlafen, deshalb müssen wir
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