Angezeigtes Thema: 'Eher maessige Kritiken fuer Inszenierung 'Die FDP und der Zentralrat'.'
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Von: Kunstguerilla (Rang: Moderator)   Beiträge: 508
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 07.06.2002 um 10:08 (3487 mal angezeigt)   (Aktuell gewählter Beitrag)
Hi!

Am 2002-06-04 12:09 hat Bodo geschrieben:

Und da ist es gerechtfertig, deswegen eine ganze Partei zur brandmarken?

Bis zum gestrigen Abend, als sich Westerwelle endlich durchsetzen konnte, ja. Denn Mölli ist nicht irgendein Privatmensch, der seine Meinung mit Schandmaul kundtut, sondern immerhin Stellvertretender FDP-Vorsitzender und Landesvorsitzender des größten FDP-Landesverbandes, also eine Größe in der FDP. Aufgrund seiner Populairät sicherlich die Nummer 2 hinter Westerwelle und noch vor dem blassen Fraktionsvorsitzenden Gerhard. Und natürlich muss man auch die Frage stellen, inwieweit hier Position bezogen wurde. Da fehlte mir - vor allem beim NRW-Landesverband - die Eindeutigkeit.


Was sollen die tun? Moellemann an eine Stuhl fesseln, ihn unter Drogen setzen und solange Zaehne ziehen, bis er sich entschuldig?

Nein, das machen, was Westerwelle dann gemacht hat: Ihm ein Ultimatum stellen. Entweder er macht endlich einen Rückzieher, oder es gibt Konsequenzen.

Das was Moellemann tut, mag nicht konstruktiv sein.

Das ist die falsche Vokabel, denn er begeht ja damit kein Kavaliersdelikt.

Es ist eine Meinungsaeusserung.

Nein, ist es nicht. Wenn er sagt: "Ich mag Herrn Friedmann nicht, der ist arrogant und nervt.", dann wäre das eine Meinungsäußerung gewesen. Was Möllemann getan hat (und ich habe es gestern in der - BTW sehenswerten - "panorama"-Sendung noch einmal in Bild und Ton gesehen), war die Bedieung antisemitischer Resentiments und das ist nicht zu dulden.

Zum Thema wurde es wieder mal durch die, die rumzettern.

Jetzt frage ich: Was sollen die tun? Sie sind eine Interessensvertretung und können das gar nicht unkommentiert lassen. Und allgemein darf man es gar nicht einfach so stehen lassen und abwinken. Keinen Fussbreit Platz machen, wenn es darum geht, in alte rassistische und antisemitische Schemata zu verfallen.

Ohne deren waere sowas allenfalls einen halben tag lang beachtet worden udn ne Woche spaeter vergessen gewesen.

Das kannst Du ihnen aber nicht vorwerfen, im Gegenteil, rechne es ihnen an, dass sie so wachsam sind und dass sie zu denjenigen zählen, die mahnen. Der erste Schritt damals hin zum Holocaust, war die stumme Tollerierung der Verbreitung anti-jüdischer Parolen.

Jetzt erhalten dass alle am Leben (seit 10 Tagen jeden Tag unter den ersten drei Themen der Tagesschau) und schadet sich damit gegenseitig. Idioten.

Du hättest es (als Betroffener wie Interessenvertreter) anders getan? Einfach den Mund gehalten? Dann hättest Du Dir von denen, die Du vertrittst, zurecht vorhalten lassen müssen, dass Du das Brandstiften ignorierst und somit die eigenen Interessen gefährdest.

Der soll doch nicht mit Moellemann persoenlich ins Bett steigen, sondern mit der gesamten FTP reden.

Hat er schon getan und wird er zusammen mit Friedmann in wenigen Tagen wieder tun. Aber Möllemann, der sein Macho-Gehabe einfach nicht lassen kann und Friedmann ausdrücklich von der gestrigen Entschuldigung ausgenommen hat - was ein Arsch! -, bleibt aussen vor. Ins Abseits hat er sich selbst gestellt. (Schade, "panorama" hättest Du gestern sehen sollen, da wurde der ganze Fall noch einmal aufgerollt und Freund Mölli auch mit seinen eigenen Lügen konfrontiert.)

"Wehret den Anfängen" mag für viele - vor allem Spätgeborene - eine abgedroschene Floskel sein. Sie ist aber Grundvoraussetzung für eine friedliche Gesellschaft.

Und Histerie ist eine beschissene Voraussetzung fuer eine friedliche Gesellschaft.

Wer ist denn hysterisch? Ich habe Spiegel und Friedmann in den letzten Tagen in vielen Interviews und Talks gesehen. Die waren sehr ruhig und haben sich klar und unaufgeregt zum Thema geäußert.

Ich verstehe nicht, warum Du die beiden Vertreter des Zentralrats zu Buhmännern machst. Möllemann hat die Scheisse an den Händen, nicht die beiden.

Eine Entschuldigung ist nötig, um das Signal zu geben, dass Antisemitismus nicht geduldet wird, auch wenn er in noch so vielen Köpfen gärt (man schätzt, dass 15-20% der Deutschen antisemitische Resentiments haben, was umso krasser ist, wenn man a) die Vergangenheit bedenkt und b) sich vor Augen hält, dass es in Deutschland kaum Juden gibt).

Da warte ich mal ab, um wieviel diese Zahl nach dem laecherlichen Theater gestiegen ist.

Aber damit stolperst Du doch in die selbe Falle, in die Möllemann (absichtlich?) getreten ist: "Der Jud ist schuld, dass man ihn hasst, weil er Jud ist."

Ich weiss, dass Du das nicht so siehst, aber wie gefährlich das Thema ist und wie wachsam man sein (und dann sofort Einspruch erheben) muss, zeigt das ganz deutlich. Es ist sehr betrüblich, dass so viele Deutsche Möllemann auch noch Recht geben. Da sieht man einmal, wie weit wir mit der Aufarbeitung unserer Vergangenheit gekommen sind. Auch dazu passte ein weiterer "panorama"-Bericht über Nazis in der CDU/CSU

Grüße, Andreas.


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Von: Bodo (Rang: Moderator)   Beiträge: 2722
Mitglied seit: 13.01.2002
Geschrieben am: 07.06.2002 um 11:34 (2919 mal angezeigt)   ( 1. Antwort auf aktuellen Beitrag)   Diesen Beitrag als Aktuellen nehmen
Am 2002-06-07 10:08 hat Kunstguerilla geschrieben:

Es ist eine Meinungsaeusserung.

Nein, ist es nicht. Wenn er sagt: "Ich mag Herrn Friedmann nicht, der ist arrogant und nervt.", dann wäre das eine Meinungsäußerung gewesen. Was Möllemann getan hat (und ich habe es gestern in der - BTW sehenswerten - "panorama"-Sendung noch einmal in Bild und Ton gesehen), war die Bedieung antisemitischer Resentiments und das ist nicht zu dulden.

Und wieviel davon war VOR und was erst NACHDEM das Gestaenkere angefangen hat?


Zum Thema wurde es wieder mal durch die, die rumzettern.

Jetzt frage ich: Was sollen die tun? Sie sind eine Interessensvertretung und können das gar nicht unkommentiert lassen. Und allgemein darf man es gar nicht einfach so stehen lassen und abwinken. Keinen Fussbreit Platz machen, wenn es darum geht, in alte rassistische und antisemitische Schemata zu verfallen.

Dann macht's halt so, wie es passiert ist. Ich leide nicht unter den Folgen.

Ohne deren waere sowas allenfalls einen halben tag lang beachtet worden udn ne Woche spaeter vergessen gewesen.

Das kannst Du ihnen aber nicht vorwerfen, im Gegenteil, rechne es ihnen an, dass sie so wachsam sind und dass sie zu denjenigen zählen, die mahnen. Der erste Schritt damals hin zum Holocaust, war die stumme Tollerierung der Verbreitung anti-jüdischer Parolen.

Und der zweite war das unangenehm Aufzufallen (-:

Jetzt erhalten dass alle am Leben (seit 10 Tagen jeden Tag unter den ersten drei Themen der Tagesschau) und schadet sich damit gegenseitig. Idioten.

Du hättest es (als Betroffener wie Interessenvertreter) anders getan? Einfach den Mund gehalten? Dann hättest Du Dir von denen, die Du vertrittst, zurecht vorhalten lassen müssen, dass Du das Brandstiften ignorierst und somit die eigenen Interessen gefährdest.

Und so koennen sie vorwerfen, dass man selbst Benzin geliefert hat.

Ich kann nicht nachvollziehen, wie ich in einer solchen Situation reagiert haette. Aber auf jeden Fall haette ich, da an einer Loesung interessiert, mit den Leuten geredet. Nicht ueber medienwirkssamme Schmollauftritte, sondern direkt.


Wer ist denn hysterisch? Ich habe Spiegel und Friedmann in den letzten Tagen in vielen Interviews und Talks gesehen. Die waren sehr ruhig und haben sich klar und unaufgeregt zum Thema geäußert.

Ich verstehe nicht, warum Du die beiden Vertreter des Zentralrats zu Buhmännern machst. Möllemann hat die Scheisse an den Händen, nicht die beiden.

Friedmann hab ich nie erwaehnt. Ich hab nur Spiegel im TV gesehen.

Da warte ich mal ab, um wieviel diese Zahl nach dem laecherlichen Theater gestiegen ist.

Aber damit stolperst Du doch in die selbe Falle, in die Möllemann (absichtlich?) getreten ist: "Der Jud ist schuld, dass man ihn hasst, weil er Jud ist."

Nicht ICH stolpere. Ich hab mein Problem mit Herrn Spiegel, nicht mit den Juden.

Ich weiss, dass Du das nicht so siehst, aber wie gefährlich das Thema ist und wie wachsam man sein (und dann sofort Einspruch erheben) muss, zeigt das ganz deutlich. Es ist sehr betrüblich, dass so viele Deutsche Möllemann auch noch Recht geben.

Ich gebe Moellemann nicht recht.

Da sieht man einmal, wie weit wir mit der Aufarbeitung unserer Vergangenheit gekommen sind.

Das ist ohnehin ein ganz anderes Thema, welches wir vor ein paar Jahren schon einmal anlaesslich Martin Walser per Mail durchgekaut haben. Aber auf so eine Diskussion lass ich mich oeffentlich nicht ein (-;


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